Rechtsextreme Übergriffe seit 1990 - eine Auswahl
Die ausländerfeindliche Gewalt erreichte kurz nach der Wiedervereinigung und vor dem Hintergrund der Asyldebatten Anfang der 90er Jahre mit Solingen einen traurigen Höhepunkt. Bis heute werden jedes Jahr hunderte rechtsextrem motivierte Gewalttaten gezählt. Ein Überblick über Anschläge seit 1990:
Hoyerswerda, September 1991: Randalierer attackieren in der sächsischen Stadt eine von Ausländern bewohnte Asylunterkunft. Sie werfen Molotow-Cocktails und Stahlkugeln. Zahlreiche Anwohner beobachten das Geschehen ungerührt und applaudieren den Tätern. Bei den Angriffen werden 32 Menschen verletzt.
Hünxe, Oktober 1991: Drei rechte Skinheads zünden in der niederrheinischen Gemeinde mit einem Molotow-Cocktail ein Asylbewerberheim an. Zwei libanesische Mädchen erleiden schwere Brandverletzungen.
Rostock, August 1992: Eine Aufnahmestelle für Asylbewerber und ein Wohnheim für Vietnamesen in Rostock-Lichtenhagen werden von mehreren hundert rechtsextremen Tätern angegriffen. Sie stecken das Wohnheim in Brand, angefeuert von Tausenden Schaulustigen, die den Einsatz von Polizei und Feuerwehr behindern. Die Bewohner können sich in letzter Sekunde retten. Diese Übergriffe gelten als die massivsten rassistisch motivierten Ausschreitungen der deutschen Nachkriegsgeschichte.
Mölln, November 1992: Bei einem Brandanschlag auf ein von Türken bewohntes Haus in der schleswig-holsteinischen Stadt kommen drei Frauen ums Leben. Neun Menschen werden verletzt.
Solingen, Mai 1993: Vier junge Neonazis stecken das Haus einer türkischen Großfamilie in Brand. Fünf Bewohnerinnen im Alter von vier bis 27 Jahren sterben. Acht Menschen werden schwer verletzt, drei von ihnen lebensgefährlich.
Magdeburg, Mai 1994: Rechtsextreme Jugendliche jagen eine Gruppe Schwarzer stundenlang durch das Zentrum der Hauptstadt von Sachsen-Anhalt. Sechs Menschen werden verletzt.
Guben, Februar 1999: Eine Hetzjagd rechtsextremer Jugendlicher auf Afrikaner im brandenburgischen Guben endet mit dem Tod eines 28-jährigen Algeriers.
Eggesin, August 1999: Fünf Rechtsextremisten prügeln in der Kleinstadt in Mecklenburg-Vorpommern zwei Vietnamesen fast zu Tode.
Köln, Juni 2004: Ein Nagelbomben-Anschlag erschüttert die überwiegend von Türken bewohnte Keupstraße in Köln-Mülheim. Dabei werden 22 Menschen teils lebensgefährlich verletzt. Der Anschlag wird inzwischen der Neonazi-Terrorgruppe »Nationalsozialistischer Untergrund« zugeschrieben, der zwischen 2000 und 2007 außerdem zehn weitere Morde an Migranten und einer Polizistin angelastet werden.
Escheburg, Februar 2015: Ein Finanzbeamter legt Feuer in einer leeren Doppelhaushälfte, in die eine irakische Flüchtlingsfamilie einziehen sollte. Auf den Angriff folgt im Jahr 2015 - dem Jahr mit dem stärksten Flüchtlingszuzug - eine Anschlagsserie: Es werden mehr als 1000 Überfälle, Sprengstoffanschläge, Brandstiftungen sowie Körperverletzungen verzeichnet. Im Gegensatz zum Vorjahr hat sich die Zahl verfünffacht, 2014 sind es »nur« knapp 200 Attacken.
Heidenau, September 2015: Jugendliche schlagen mit Bierflaschen auf vier Asylbewerber aus Pakistan ein. Zwei der vier jungen Männer erleiden Kopfplatz- und Schürfwunden. Die sächsische Stadt sorgt schon zuvor durch tagelange fremdenfeindliche Ausschreitungen für Schlagzeilen. Auslöser ist die geplante Unterbringung von bis zu 600 Flüchtlingen in einem ehemaligen Baumarkt. Rechte Gruppen und Anwohner verletzen mehr als 30 Polizisten mit Böllern und Steinen.
Freital, Juli bis November 2015: Die achtköpfige »Gruppe Freital« verübt im thüringischen Freital und in Dresden fünf Sprengstoffanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte sowie politische Gegner. Die Mitglieder radikalisieren sich zuvor innerhalb kürzester Zeit. Das Oberlandesgericht Dresden stuft die Gruppe 2018 als terroristische Vereinigung ein.
Jüterborg, 2016: Ein 21-Jähriger setzt mit zwei Brandsätzen eine Gardine einer Unterkunft für alleinreisende minderjährige Flüchtlinge in Flammen. Die Idee zu dem Anschlag stammt offenbar vom rechtsextremen Vater des Täters, der auch die Brandsätze anfertigt. In der brandenburgischen Stadt wird zuvor nach einem NPD-Aufmarsch bereits ein Flüchtlingstreff durch einen Anschlag zerstört.
Kremmen, April 2017: Unbekannte werfen zwei Molotow-Cocktails auf ein Gelände mit mehreren Häusern, in denen Asylsuchende in Brandenburg leben. Es wird niemand verletzt. Im Jahr 2017 werden insgesamt rund 2200 Angriffe auf Flüchtlinge und ihre Unterkünfte gezählt. epd/nd
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