Kippa, Tora, Multimedia in Berlin

Jüdisches Museum

  • Esteban Engel
  • Lesedauer: 3 Min.

Geborstener Davidstern, Stadtgrundriss, Labyrinth - Berlins Jüdisches Museum gibt Rätsel auf. Der Zickzack-Bau von Daniel Libeskind ist eines der beliebtesten Ausstellungshäuser in Deutschland - nicht nur als Architektur-Sehenswürdigkeit. Die Schau zu 2000 Jahre deutsch-jüdische Geschichte haben mehr als elf Millionen Menschen gesehen. Jetzt zeichnen sich die Umrisse der neuen Dauerschau ab, die Ende 2019 die bisherige Ausstellung ersetzen wird. Mehr Religion, mehr Multimedia, eine elegante Besucherführung - so ließe sich das Aufgabenprofil von Museumsdirektor Peter Schäfer umreißen. Der Judaistik-Professor, seit vier Jahren im Amt, arbeitet mit einem Team von Fachleuten und Designern zusammen. »Ganz schwindelig« könne einem dabei werden, sagt Schäfer im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Für das Projekt kommen 22 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt.

Schäfer, der vor vier Jahren von der US-Universität Princeton nach Berlin wechselte, wird das Museum bis weit in das 21. Jahrhundert prägen. Die erste Dauerausstellung war nach 15 Jahren Ende 2017 geschlossen worden. Schäfer, einer der weltweit führenden Experten für das frühe Judentum, will der Religion mehr Platz einräumen. Gleich zu Beginn werde das Wort stehen in Gestalt der Tora, die die heiligen Schriften der Juden versammelt. »Das ist der Paukenschlag.« Nach der Tempelzerstörung 70 n. Chr. durch die Römer sei die Tora Kern des Judentums geworden.

Die Ausstellungsmacher müssen sich dabei mit dem Gebäude arrangieren. Schäfer: »Wir können und wollen den Libeskind-Bau nicht verändern.« Die Achse des Exils, der Holocaust-Turm und der Garten des Exils, die der polnisch-amerikanische Architekt konzipiert hat, bleiben bestehen. Dann führt die Treppe nach oben - die Achse der Kontinuität. »Natürlich ist die Shoa ein entscheidender Punkt, aber die Zeit nach 1945 soll einen viel größeren Akzent bekommen«, sagt Schäfer.

Auch bemüht sich Schäfer um neue Dauerleihgaben. Zugesagt wurde bereits ein spektakuläres Stück: eine Anfang der 90er Jahre im verschütteten Bunker von Hermann Görings Landsitz »Carinhall« entdeckte Skulptur. Die Staue »L’Amitié au coeur« des Bildhauers Etienne-Maurice Falconet hatten die Nazis von der Familie Rothschild geraubt. Sie wurde 1994 in das Landesdenkmalamt Brandenburg gebracht, die Identifizierung gelang im Jahr 2016. Im Mai 2018 wurde sie dem Museum als Dauerleihgabe der Bundesrepublik überlassen.

Und das Museum will in Zukunft stärker auf die Aktualität reagieren. Programmdirektorin Léontine Meijer-van Mensch wird im Eingang eigens eine Vitrine einrichten. Da wird von diesem Donnerstag an eine inzwischen berühmte Kippa ausgestellt. Getragen hatte die Kopfbedeckung ein junger Israeli, der Mitte April in Berlin von einem Syrer angegriffen worden war. Der Fall hatte eine Debatte über Antisemitismus von Flüchtlingen ausgelöst. Zu solchen aktuellen Fragen will das Museum in Zukunft mit eigenen Ausstellungsstücken öfter Position beziehen. dpa/nd

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