Windradboom in der Ostsee blieb aus

Branchenverband beklagt Hemmnisse

  • Martina Rathke, Schwerin
  • Lesedauer: 3 Min.

Schwerin. Billige Produktion von grünem Strom in Küstennähe kontra Verspargelung der Ostsee: Das umstrittene Landesraumentwicklungsprogramm (LEP), das neue Flächen zum Bau von Offshore-Windparks in Küstennähe ausweist, trat zwar vor zwei Jahren in Kraft - doch bislang ist ein Run von Offshore-Windkraftfirmen auf die Küstengebiete ausgeblieben. Nach Angaben des Schweriner Energieministeriums gibt es mit dem vor dem Darß geplanten Projekt »Gennaker« derzeit nur ein laufendes Genehmigungsverfahren.

Die Umsetzung eines Testfelds für Offshore-Windenergie vor Warnemünde kommt nur stockend voran. Wie eine Ministeriumssprecherin sagte, bedarf es einer Vereinbarung mit der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes. Zudem seien bundesgesetzliche Anpassungen erforderlich, da bislang Netzanschlüsse auf hoher See nur für kommerzielle Windparks möglich seien. »Land, Übertragungsnetzbetreiber und der Bund sind dazu im Gespräch.« Auch eine kommerzielle Windvorrangfläche, die an das Testfeld vor Warnemünde anschließt, wie auch ein Vorbehaltsgebiet westlich von Hiddensee seien bislang von Investoren nicht beplant.

Das Projekt »Arcardis Ost I« rund 19 Kilometer nordöstlich von Rügen erhielt bereits 2014 die Genehmigung, muss aber angepasst werden. Gebaut werden darf das Projekt nach dem Zuschlag der Bundesnetzagentur im April 2018 statt mit der geplanten Leistung von rund 400 Megawatt nun nur mit 247 Megawatt. Der langjährige »Arcadis Ost«-Investor KNK hatte kurz nach dem Zuschlag das Projekt an den belgischen Windparkentwickler »Parkwind« verkauft.

Die OWP Gennaker GmbH, die rund 15 Kilometer vor dem Darß ein Projekt mit 103 Anlagen und 865 Megawatt plant, will sich zum aktuellen Projektstand nicht äußern. Vor dem Oberverwaltungsgericht Greifswald läuft seit 2017 eine Klage der Gemeinden der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst gegen das Landesraumentwicklungsprogramm, das diese Fläche als Windvorranggebiet ausweist.

Der Branchenverband Windenergy Network bedauert die Verzögerungen für den Bau des bei Warnemünde geplanten Testfelds. Aus ihm seien enorme Effekte für die Offshore-Forschungslandschaft zu erwarten, sagte der Vorstandsvorsitzende von Windenergy Network, Andree Iffländer. Das Testfeld könne nicht entstehen, weil eine Netzanbindung dafür bislang nicht im Offshore-Netzentwicklungsplan vorgesehen sei.

Grundsätzlich, sagte Iffländer, drängten Investoren in das Küstenmeer, das die Zwölf-Seemeilen-Zone umfasst. »Je näher Windparks an der Küste entstehen, desto billiger kann der Strom produziert werden.« Die Planungs- und Realisierungszeiträume für Offshore-Projekte seien aber bisher mit 15 Jahren sehr lang. Wesentliches Hemmnis sind nach seiner Einschätzung die zu geringen Ausbauziele des Bundes und der damit zusammenhängenden stockende Netzausbau. Iffländer bedauerte, dass der Bund vorrangig die Ausschließliche Wirtschaftszone jenseits der Zwölf-Meilen-Zone im Blick habe, für die er zuständig sei. Es gebe leider kein konsistentes Gesamtkonzept, das auch Küstenprojekte ausreichend berücksichtige. dpa/nd

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