Gebeine von Diktator Franco werden umgebettet

Grabmal soll von einer Pilgerstätte der Rechten zum Ort der Versöhnung werden

  • Mathieu Gorse, Madrid
  • Lesedauer: 3 Min.

Es ist eine imposante Anlage: Die mehr als 260 Meter lange Basilika ist in einer künstlichen Höhle tief in den Fels gebaut, davor ein großer Aufmarschplatz und über allem thront ein 150 Meter hohes steinernes Kreuz. Jahrelang bauten politische Gefangene im Auftrag von Diktator Francisco Franco an der Kirche im Valle de los Caídos, dem Tal der Gefallenen. Nach seinem Tod 1975 wurde Franco selbst dort beerdigt. Auf seinem Grab gleich vor dem Altar stehen immer Blumen.

Francos Anhänger versammeln sich bis heute an seinem Todestag in dem Tal in der Sierra de Guadarrama, einem Naherholungsgebiet 50 Kilometer nördlich von Madrid. Damit soll jetzt Schluss sein. Die neue sozialistische Regierung will die Pilgerstätte der Rechten in einen Ort der Versöhnung verwandeln. Francos Gebeine sollen exhumiert und seiner Familie übergeben werden.

»Wir haben noch keinen Termin, aber die Regierung wird es tun«, sagte Regierungschef Pedro Sánchez in seinem ersten Fernsehinterview seit seinem Amtsantritt am 2. Juni. Er erinnerte daran, dass das Parlament bereits im vergangenen Jahr in einer Resolution gefordert hatte, das Mausoleum in eine »Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus« umzuwandeln. Ein Ort wie das Valle de los Caídos wäre »in Deutschland oder Italien - Ländern, die auch unter einer faschistischen Diktatur litten - undenkbar«, sagte Sánchez. »Auch in unserem Land sollen sie undenkbar werden.«

Franco war als Sieger aus dem blutigen Bürgerkrieg von 1936 bis 1939 zwischen seinen rechten Putschisten mit den Anhängern der demokratischen Regierung hervorgegangen und hielt sich bis zu seinem Tod an der Macht. Deklariert als Akt der Versöhnung, ließ er die Überreste von mehr als 33.000 Gefallenen des Bürgerkriegs, Nationalisten und Republikaner, ins Valle de los Caídos überführen - meist ohne die Angehörigen darüber zu informieren.

Im Dezember hatte die sozialistische PSOE - damals noch in der Opposition - bereits eine Gesetzesvorlage eingebracht, nach der sowohl Francos Grab als auch das des Gründers der faschistischen Falange, José Antonio Primo de Rivera, aus der Basilika verlegt werden sollten. Außerdem sollte eine Wahrheitskommission gegründet werden, und politisch motivierte Gerichtsurteile während der Diktatur sollten annulliert werden.

43 Jahre nach Francos Tod sind die Wunden der Diktatur aber noch lange nicht verheilt, und die Frage nach dem Umgang mit der Vergangenheit spaltet das Land. Die konservative Volkspartei PP, die 1976 von ehemaligen Ministern Francos gegründet wurde, wirft den Sozialisten vor, die Geschichte nicht ruhen zu lassen.

»Die sozialistische Partei hat uns daran gewöhnt, diese Kulturkämpfe zu führen, die aber nichts fürs einträchtige Zusammenleben bringen«, sagt die PP-Politikerin Andrea Levy. Die linke Partei Podemos, welche die Sozialisten beim Sturz des konservativen Regierungschefs Mariano Rajoy Anfang des Monats unterstützt hatte, begrüßt hingegen die Initiative. Es dürfe nicht sein, dass der »Diktator des Völkermords in einem gigantischen Mausoleum liegt, wo man ihm Ehre erweist, während zehntausende republikanische Tote in Massengräbern sind«, sagte der Podemos-Politiker Pablo Echenique.

Nach Angaben des britischen Historikers Paul Preston wurden 200.000 Menschen im Kampf getötet, weitere 200.000 wurden ermordet oder exekutiert, 150.000 davon von den Frankisten. AFP/nd

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