Enttäuschend wenig

Ines Wallrodt über den neuen Mindestlohn

Mecklenburg-Vorpommern ist wahrlich kein reiches Bundesland. Doch es vergibt öffentliche Aufträge nur noch an Unternehmen, die ihren Mitarbeitern mindestens 9,54 Euro zahlen. Es wäre schön gewesen, wenn sich die Mindestlohnkommission wenigstens an diesem Beispiel orientiert hätte. Doch ihr Vorschlag für die Erhöhung der gesetzlichen Untergrenze liegt selbst in der zweiten Stufe ab 2020 immer noch 19 Cent niedriger. Viel zu wenig, um Beschäftigte vor Armut zu schützen.

Die Mindestlohnkommission vollzieht damit die gute Tarifentwicklung nach. Aber sie geht dabei von einem arbeitnehmerfeindlich niedrig angesetzten Sockelbetrag aus. Denn 8,50 Euro wurden es bei der Einführung 2015 nur, weil SPD und Union dem Druck der Unternehmen nachgegeben hatten, die gegen jeden Verstand den Untergang der deutschen Volkswirtschaft prophezeiten, sollte das kommen, was in Europa längst üblich war.

Nun bleibt das reiche Deutschland auch künftig bei einem Niedriglohn, der deutlich hinter dem in vergleichbaren Industriestaaten liegt - und vor allem nicht existenzsichernd ist. Menschen, die für 9,19 Euro oder 9,35 Euro 40 Stunden in der Woche malochen müssen, bleiben arm und werden es auch im Alter sein.

Neun Mitglieder beschäftigt die Kommission, es gibt externe Expertisen und politische Debatten - nur wofür eigentlich? Eine Kommission, die lediglich die Tarifentwicklung nachvollzieht, ist überflüssig. Den Job kann auch ein Computer übernehmen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -