Werbung

Deutschland schiebt mehr Asylbewerber in andere EU-Länder ab

In diesem Jahr wurden bereits 4100 Menschen »rückgeführt« / LINKE: »Zwangsumverteilungen« im Dublin-System sind »inhuman«

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Deutschland schiebt einem Bericht zufolge verstärkt Asylbewerber in andere EU-Mitgliedsländer wie Italien oder Schweden ab. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres hätten die Behörden fast 4100 Flüchtlinge in den Staat zurückgebracht, der laut europäischem Recht für das jeweilige Asylverfahren zuständig ist, berichtete die »Süddeutsche Zeitung« unter Berufung auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion.

Auf das Jahr hochgerechnet würde dies fast 10.000 sogenannte Dublin-Überstellungen ergeben. Im gesamten vergangenen Jahr seien es 7100 Fälle gewesen. Die Dublin-Regeln der Europäischen Union sehen vor, dass Asylanträge im Land der Erstankunft eines Schutzsuchenden gestellt werden müssen.

Die Innenexpertin der Linksfraktion, Ulla Jelpke, sagte der »SZ«, die neuen Zahlen seien keine gute Nachricht. Die »Zwangsumverteilungen« im Dublin-System seien »inhuman und ineffektiv - sie werden auch in Zukunft nicht funktionieren«.

Offenbar sehen die deutschen Behörden auch genauer hin, ob sie ein anderes EU-Land für zuständig halten und fragen es wegen einer Rücknahme an. Dies war dem Bericht zufolge von Januar bis Mai dieses Jahres bei 38 Prozent aller Asylverfahren der Fall – deutlich mehr als in den Vorjahren: 2017 sahen die Behörden in nur knapp jedem dritten Verfahren andere EU-Staaten als zuständig an, 2016 sogar nur in jedem 13. Fall. Die meisten Ersuchen, gut 9200, gehen an Italien, fast 1400 Menschen wurden dorthin abgeschoben. AFP/nd

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!