• Politik
  • Proteste gegen Daniel Ortega

Erneute Gewalteskalation in Nicaragua

Trotz schwerer Auseinandersetzungen lehnt Präsident Ortega vorgezogene Neuwahlen ab

  • Lesedauer: 3 Min.

Diriamba. Mutmaßliche Anhänger der Regierung von Präsident Daniel Ortega haben in Nicaragua Geistliche und Journalisten angegriffen. Die Täter drangen am Montag in die Basilika in Diriamba und schlugen auf ihre Opfer ein, wie der Fernsehsender Canal 15 berichtete. Der Weihbischof von Managua, Silvio Báez, und ein Reporter des Senders wurden dabei verletzt. »Was wir Bischöfe erlitten haben, ist aber nichts verglichen mit dem, was das Volk von Nicaragua in den vergangenen Tagen erlitten hat«, sagte Báez.

Zuvor waren der Apostolische Nuntius in Nicaragua, Waldemar Sommertag, Kardinal Leopoldo Brenes und weitere Bischöfe nach Diriamba gereist, um sich ein Bild von den gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten, Sicherheitskräften und regierungsnahen Schlägertrupps zu machen.

Lesen Sie auch: »Die Regierung handelt verfassungswidrig« - Interview mit der Aktivistin María Teresa Castilblanco

Bei den heftigen Tumulten wurden mehreren Journalisten zudem ihre Kameras und Telefone weggenommen. »Es gibt keine Worte, um das zu beschreiben. Sie haben keinen Respekt vor unseren Bischöfen und bestehlen Journalisten«, sagte der Leiter der Menschenrechtsorganisation ANPDH, Álvaro Leiva. Auch in der Stadt Jinotepe griffen Regierungsanhänger eine Kirche an und warfen Büromaterial und Kirchenbänke auf die Straße.

»Die Regierung hat mit ihrer Unterdrückung alle Grenzen des Vorstellbaren überschritten. Das sind Kriminelle«, sagte Azáhalea Solís von der Oppositionsbewegung Alianza Cívica. Die Regionalchefin der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, Erika Guevara-Rosas, verurteilte den Angriff auf die Priester und Journalisten.

Der Konflikt zwischen der Regierung und der Opposition in dem mittelamerikanischen Land eskaliert immer weiter. Bei gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten, Sicherheitskräften und bewaffneten Regierungsanhängern kamen am Sonntag mindestens zwölf Menschen ums Leben. Unter den Opfern waren auch zwei Polizisten. »Heiliger Gott. So viel Tod, so viel Schmerz. Stoppt diese Barbarei«, schrieb der Bischof von Matagalpa, Rolando Alvarez, auf Twitter.

Vorgezogene Neuwahlen, wie von der Opposition gefordert, lehnt Präsident Ortega ab. »Wir können die Regeln nicht von einem Tag auf den anderen ändern, weil es einer Gruppe von Putschisten gerade so einfällt«, sagte Ortega zuletzt vor Anhängern. Der Dialog zur Beilegung des Konflikt dürfte damit vorerst beendet sein.

Die jüngsten Proteste gegen die Regierung hatten sich im April an einer geplanten Sozialreform entzündet. Mittlerweile fordern die Demonstranten allerdings den Rücktritt von Ortega, ein Ende der Gewalt und eine freie Presse. Bei Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften, regierungsnahen Paramilitärs und Regierungsgegnern kamen nach Angaben von Menschenrechtlern bereits mehr als 300 Menschen ums Leben. Die Regierung spricht von 47 Toten. dpa/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -