Stadt und Land zuversichtlich bei Neubauzielen
Landeseigenes Wohnungsunternehmen hält Realisierung der Senatsvorgaben für realistisch
»Die Entwicklung der letzten drei Jahre lässt uns zuversichtlich sein, dass die Hebung von Neubaupotenzialen gelingt«, sagt Ingo Malter, Geschäftsführer der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land bei der Vorstellung des Jahresberichts am Dienstagvormittag. Rund 10 500 neue Wohnungen soll das Unternehmen laut Vereinbarung mit dem Senat bis Ende 2026 fertigstellen. Etwas über 2500 davon sind derzeit im Bau oder damit soll noch in diesem Jahr begonnen werden. Für weitere rund 4000 Wohnungen hat die Stadt und Land bereits Nachverdichtungsmöglichkeiten im Bestand ausgemacht oder Baugrundstücke im Eigentum. Macht derzeit also noch eine Lücke von 4000 Wohnungen.
»Das Thema Neubau ist einfach nicht in zwei Monaten erledigt«, erklärt Malter. Seine Zuversicht begründet der Geschäftsführer mit dem Projekt Buckower Felder am südlichen Stadtrand, wo immerhin 900 Wohnungen entstehen sollen. »Als wir mit dem Neubauprogramm angefangen hatten, war diese Fläche noch nicht in unserem Bestand«, so Malter. Nach derzeitigem Stand soll gegen Jahresende 2019 der Bebauungsplan für das Areal festgesetzt werden. Dann sei die Frage, wie schnell die Bauaufträge vergeben werden können und wer sich noch an der Entwicklung des neuen Wohngebiets beteiligen möchte. Etwa ein Drittel der Wohnungen soll nicht durch die Stadt und Land errichtet werden. Hier könnten zum Beispiel Genossenschaften mit ins Boot geholt werden. Wenn der Winter mild wird und auch ansonsten alles klappt, könnten die ersten Wohnungen bis Jahresende 2021 bezugsfertig sein.
Doch viele der eigenen Grundstücke sind nicht unbedingt einfach zu bebauen, unter anderem wegen ihrer Kleinteiligkeit. Malter könnte sich durchaus vorstellen, einige Flächen an Genossenschaften abzugeben, die mit den Einschränkungen vielleicht besser zu Rande kämen. »Eine Kompensation wäre jedoch nötig, verschenken können wir die Grundstücke nicht«, schränkt er ein. Malter hat zudem Bedenken, ob so ein Vorgehen politisch durchsetzbar wäre.
Derzeit im Bau ist ein Projekt mit 101 Wohnungen an der Ecke Kienitzer und Briesestraße in Neukölln. Dort, wo einst ein Mieterparkhaus der Stadt und Land stand, will das Unternehmen auch neue Wohnkonzepte bieten. Im Erdgeschoss sind 17 Atelierwohnungen vorgesehen, darüber sollen vier bis fünf große Wohngemeinschaften entstehen. Dabei teilen sich mehrere Ein- bis Zwei-Zimmerapartments mit separaten Bädern eine große Gemeinschaftsküche sowie ein Wohnzimmer. Laubengänge erweitern das Konzept der halböffentlichen Räume. »Wir werden die innovativen Wohnungen als halbveredelten Rohbau vermieten«, erklärt Ute Sprickmann-Kerkerinck, Projektleiterin Neubau der Stadt und Land. Einerseits spare das Baukosten, wenn zum Beispiel nur ein wasserfester Estrich gegossen werde, statt noch einen Bodenbelag einzubauen. »Andererseits können die Mieter ihre eigenen Wünsche besser umsetzen.« Für die 30 geförderten Wohnungen wird die Kaltmiete bei 6,50 Euro pro Quadratmeter liegen, ansonsten werden zwischen sieben und elf Euro fällig.
Im Bestand verlangte das Unternehmen im Durchschnitt 5,78 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter, etwas unter dem Wert für alle sechs landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften. Bei Neuverträgen langt die Stadt und Land im Vergleich allerdings zu: 7,17 Euro nettokalt pro Quadratmeter werden verlangt, acht Cent mehr als der Durchschnitt aller landeseigenen Vermieter. »Unsere Neuvertragsmieten liegen deshalb höher, weil wir in dem Bereich bisher eher hinten liegen«, begründet Malter. »Wir müssen auch die Mittel für den Neubau haben, nicht nur die Möglichkeiten, daher nutzen wir den freifinanzierten Teil des Wohnungsbaus, um etwas forcierter vorzugehen«, so der Geschäftsführer weiter. Das sei fast das letzte verbliebene Gestaltungsmittel des Unternehmens.
Bisher hat die Stadt und Land zweimal ein Vorkaufsrecht in Milieuschutzgebieten im Auftrag der Bezirke ausgeübt. Geprüft worden seien insgesamt 30 Objekte, berichtet Geschäftsführerin Anne Keilholz, meist sei jedoch eine Abwendungsvereinbarung geschlossen worden. »Wir prüfen eigentlich wöchentlich Vorkaufsrechte in Neukölln und Tempelhof-Schöneberg«, so Keilholz.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.