15-jähriger Syrer krankenhausreif geprügelt

Jugendlicher soll aus einer Gruppe mit rund 20 Migranten heraus schwer misshandelt und geschlagen worden sein

  • Lesedauer: 4 Min.

Halle. In Halle an der Saale soll ein 15-jähriger Syrer aus einer Gruppe mit rund 20 Migranten heraus schwer misshandelt und geschlagen worden sein. Das Opfer berichtete der Polizei, in der Nacht zum Samstag habe ihm einer der Unbekannten mehrfach mit einem Stein gegen den Kopf geschlagen. Andere hätten ihm Faustschläge versetzt und ihn mit Stöcken traktiert, teilte eine Polizeisprecherin am Sonntag mit.

Der Zustand des 15-Jährigen sei kritisch. Ob er in Lebensgefahr schwebte, konnte die Sprecherin nicht sagen. Zur Identität der Menschen in der Gruppe ist laut Polizei bislang nichts bekannt. Die Beamten suchen nun nach Zeugen, die den Vorfall auf der Ziegelwiese nahe der Saale beobachtet haben.

In den vergangenen Wochen gab es in Halle mehrere gewalttätige Vorfälle, bei denen Syrer zu schaden gekommen sind. In der Nacht zu Freitag ist ein 19-jähriger Syrer nach Polizeiangaben auf dem Marktplatz von zwei Landsmännern angegriffen und verletzt worden. Wie die Polizei meldet, kam gegen 0.40 Uhr eine Gruppe von vier Männern auf den 19-Jährigen zu und provozierte einen Streit. Zwei aus der Gruppe griffen den jungen Mann an und stießen ihn zu Boden. Einer der Angreifer drohte dem Opfer mit einem Messer und verletzte ihn leicht am Hals. Der andere versuchte demnach, den 19-Jährigen mit einem Schlagstock zu schlagen, wurde aber von Passanten gestoppt. Beide Täter flohen, konnten von der Polizei aber wenig später gestellt werden. Zu den Hintergründen des Vorfalls werde noch ermittelt.

Noch keine Erkenntnisse nach Schüssen auf Gebetshaus

Erst vor zwei Wochen wurde in Halle auf zwei Syrer geschossen. Der mutmaßlich mit einer Luftdruckwaffe verübte Angriff auf einen 43- und 49-Jährigen war nicht der erste seiner Art. Einen ähnlichen Vorfall hatte es bereits im Februar gegeben. Ein junger Syrer wurde dabei leicht an der Hand verletzt. Am Tatort fanden die Ermittler Munition, die in Luftgewehren verwendet wird. Ein Tatverdächtiger habe damals nicht ermittelt werden können, sagte eine Polizeisprecherin. Nach dem Vorfall hatte die Migrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz, die Einrichtung in Halle besucht.

Nach den jüngsten Schüssen auf das Gebetshaus des Islamischen Kulturcenters in Halle (Sachsen-Anhalt) am 29. Juni gibt es laut Polizei noch keine neuen Erkenntnisse oder Hinweise auf den oder die Täter. Nach Angaben einer Polizeisprecherin vom vergangenen Montag wurde eine Ermittlungsgruppe des Staatsschutzes gebildet, die sich mit den Angriffen von Ende Juni und weiteren ähnlichen Vorfällen beschäftigt. Es seien verstärkt Anwohnerbefragungen durchgeführt worden. Ein Zeugenaufruf habe keine Ergebnisse gebracht.

Die Polizei stellte am Tatort ein Diabolo sicher, das aus einer Luftdruckwaffe stammen könnte. Die Syrer waren Teilnehmer einer Bildungsmaßnahme. In den Tagen vor dem Ereignis soll es ähnliche Vorfälle gegeben haben, die aber nicht angezeigt wurden.

Sachsen-Anhalts Integrationsbeauftragte Susi Möbbeck (SPD) hat die Gemeinde am Mittwoch besucht und ihr Unterstützung zugesichert. Die Begegnungen und der Kontakt zu Nachbarn und Anwohnern solle ausgebaut werden, sage Möbbeck nach einem Gespräch in Halle, an dem auch Vertreter der Stadt und der Polizei teilnahmen.

Es sei Möbbeck wichtig gewesen, ein Zeichen der Solidarität zu setzen und der Gemeinde zu signalisieren, dass sie nicht alleingelassen werde. »Die Muslime und ihre Gemeinden gehören zu Sachsen-Anhalt«, betonte die Integrationsbeauftragte. Aus ihrer Sicht ist die Gemeinde schon jetzt besonders stark um Integration bemüht. »Das wollen wir auch unterstützen«, sagte Möbbeck und nannte als Beispiel Beratungsprojekte für neu ankommende Flüchtlinge. Die Gemeinde sei häufig erster Anlaufpunkt.

Laut Möbbeck ist die Gemeinde zwar besorgt wegen der Angriffe, aber zugleich gefasst, und wolle sich nicht zurückziehen. Vor Ort gehe man von einem Einzeltäter aus und nicht von einer insgesamt feindlichen Umgebung, betonte Möbbeck. Er würden nun zügige, erfolgreiche Ermittlungen erwartet. Die Polizei nehme die Vorkommnisse sehr ernst. Agenturen/nd

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