Jede Menge Helden
Gefeierter Arzt verteilt nach Rettungsaktion in thailändischer Höhle viel Lob für Helfer
Wenig hatte man bisher direkt von dem australischen Arzt gehört, der eine der wichtigsten Rollen bei der Rettung der zwölf thailändischen Jungfußballer und ihres Trainers gespielt hatte. Nun hat sich Richard Harris auf dem Nachhauseweg von Bord eines australischen Transportflugzeuges zu Wort gemeldet. Auf Facebook beschrieb der Australier, der nach der erfolgreichen Rettung selbst einen Schicksalsschlag hinnehmen musste, als sein Vater in Australien verstarb, welch enormer Aufwand in die Rettungsaktion investiert worden war und wie gefährlich sie war. «Ich habe das Gefühl, dass dies die erste Gelegenheit ist, wirklich zu pausieren und über die außergewöhnlichen Ereignisse der letzten acht Tage nachzudenken», schrieb Harris, auch im Namen seinen Tauchpartners und Freundes Craig Challen.
Als sie vor Ort angekommen seien, hätten einheimische Taucher sowie die britischen Taucher bereits etliche Tauchgänge durch die Höhle gemacht und das sehr robuste Seil gelegt, das sich für die spätere Rettung der Eingeschlossenen als unentbehrlich erweisen sollte. «Alle nachfolgenden Tauchgänge zu der Fußballmannschaft sind dadurch nicht nur möglich, sondern auch sicher geworden», schrieb Harris. Die Anstrengungen und das Können dieser Taucher dürfe nicht unterschätzt werden. «Der Route eines anderen zu folgen, ist sehr viel einfacher, als den eigenen Weg zu finden.»
Die britischen Taucher Rick Stanton und John Volanthen hätten die Kinder und den Trainer nicht nur lebend gefunden, sondern dem Rest der Welt die Schwere der Situation vermittelt. Sie hätten auch geholfen, die Fußballspieler, den Trainer und die vier thailändischen Navy Seals, die den Eingeschlossenen in der Höhle Gesellschaft leisteten, zu versorgen und auf die Rettung vorzubereiten.
In der Zwischenzeit hätten die Thailänder und die internationale Gemeinschaft «Schwärme von Männern und Frauen» geschickt, um alles von Catering bis zu Kommunikation und Medien abzusichern und natürlich die riesigen Teams an Arbeitern zu versorgen, die die Höhle mit mehreren Tonnen Material füllten, um das Wasser zu senken und die Tauchgänge aufrechtzuerhalten. «So etwas habe ich noch nie gesehen, wie der Mensch kämpft, die natürlichen Kräfte des Monsunwassers unter Kontrolle zu halten», schrieb der Mediziner.
Lokale Arbeiter hätten den trockenen Höhlenabschnitt für diesen Teil der Rettung präpariert und den Busch nach weiteren Eingängen zur Höhle durchsucht. «Bohrteams versuchten, durch fast einen Kilometer Fels zum Standort der Jungen durchzudringen, und während dieser ganzen Zeit saßen vier tapfere Navy Seals bei den ›Wild Boars»‹ und wussten, dass sie genauso in Gefahr waren wie die Kids.«
Im Folgenden beschrieb der Australier die entscheidenden Tage der Rettung: »Als es so schien, als ob alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft waren, wurde die Entscheidung getroffen, die Spieler rauszuschwimmen, und die Rettung ging voran.« Die vier britischen Rettungstaucher seien von Craig und ihm selbst, weiteren sehr talentierten jungen Tauchern aus England und den »Euro-Tauchern«, wie er den Rest der Rettungstaucher nannte, unterstützt worden. »Der Druck, der auf diesen Jungs lastete, war immens«, schrieb er, und sie hätten nicht ein einziges Mal »Mist gebaut«.
Als die Kinder und der Trainer in die dritte Kammer gebracht worden seien, hätten Mediziner die Kinder untersucht, bevor sie in ein Feldlazarett vor der Höhle und später in das Krankenhaus im Zentrum von Chang Rai gebracht worden seien. »Wir hatten das Glück, die Jungs, den Trainer, die Navy Seals und all die tollen medizinischen Pflegekräfte im Krankenhaus auf dem Weg nach Hause zu besuchen«, schrieb Harris.
Er habe dies schreiben wollen, um all den Leuten, die in irgendeiner Weise geholfen haben, Anerkennung zu geben. Craig und er seien mit ihren Bemühungen ins Rampenlicht gerückt, aber sie wollten klarstellen, dass, auch wenn sie »aus irgendeinem Grund zum Gesicht dieser Rettung« geworden seien, ihre Rolle nicht mehr oder weniger wichtig gewesen sei als die der anderen Hunderten Menschen, die ebenfalls beteiligt gewesen seien. »Die Rolle, die wir gespielt haben, wurde als viel nobler dargestellt, als sie es tatsächlich war.« Sie seien einfach glücklich, dass sie einige Fähigkeiten gehabt hätten, die »zu dem wunderbaren Ergebnis beitragen« konnten.
Zum Ende seiner Nachricht zollte Richard Harris dem verstorbenen thailändischen Taucher Saman Gunan Respekt, der während der Rettungsbemühungen ums Leben gekommen war. Außerdem sprach er die Tausenden Gratulanten an, die ihnen aus der ganzen Welt Nachrichten geschickt hätten: »Wir versprechen, dass wir jede Nachricht gelesen haben«, schrieb er.
Der Post, der innerhalb weniger Stunden Zehntausende Likes erhielt und über 15 000 Mal geteilt wurde, erhielt zudem Tausende positive Kommentare. Viele lobten dabei die bescheidenen Worte, die Harris, der in seiner Heimat inzwischen als Held gefeiert wird, gewählt hatte, und lobten dabei auch die internationale Zusammenarbeit während der Rettungsaktion. »Es ist wirklich wunderbar, zu sehen, wie viele Länder so harmonisch zusammenarbeiten können«, schrieb eine Internetnutzerin.
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