Afrika braucht neue Pfade der Entwicklung

Martin Ling über den Bericht der Kommission der AU und OECD

Es hört sich weit besser an, als es ist: Afrika war von 2000 bis 2017 weltweit hinter Ostasien mit beachtlichen 4,7 Prozent im Schnitt die wirtschaftlich am schnellsten wachsende Region. Das besagt der Entwicklungsbericht, den die Kommission der Afrikanischen Union (AU) und die Industrieländerorganisation OECD vergangene Woche in Addis Abeba vorgelegt haben.

Afrikas Wachstum hat zwei zentrale Schwächen: Die nominal relativ hohen Steigerungsraten reichen nicht aus, um die Zahl der absolut Armen zu verringern. Sie verharrt bei 400 Millionen Menschen, die statistisch von weniger als 1,25 US-Dollar pro Tag und Kopf leben müssen. Die zweite zentrale Schwäche ist, dass Afrika seit kolonialen Zeiten nicht über die Rolle eines Rohstofflieferanten hinauskommt und dementsprechend starken Konjunkturschwankungen unterliegt. Sinken wie 2016 die Rohstoffpreise, bricht das Wachstum ein.

Kurzum: Afrikas tradiertes Wirtschaftsmodell bietet keine nachhaltigen Entwicklungsper-spektiven: Durchschnittlich mehr als 29 Millionen junge Menschen werden dort bis 2030 jährlich auf den Arbeitsmarkt kommen und nach Beschäftigung suchen. Der Rohstoffabbau wird diese Stellen weiterhin nicht liefern.

Wie ein zukunftsträchtiger Entwicklungspfad aussehen könnte, ist bekannt und wird von Entwicklungsminister Gerd Müller immer wieder betont. Afrika muss dabei unterstützt werden, einen größeren Anteil an den globalen Wertschöpfungsketten zu bekommen. Nur 2,2 Prozent der Weltproduktion an Zwischengütern findet derzeit in Afrika statt. Nicht zuletzt, weil die EU-Handelspolitik keinen Anreiz zur Weiterverarbeitung in Afrika bietet.

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