Tag der Kippa nach antisemitischem Übergriff

Veranstaltung wird nach Angriff und Polizeigewalt gegen jüdischen Professor vorgezogen

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Bonn. Mit einem Tag der Kippa will die Stadt Bonn am Donnerstag (15.00 Uhr) ein Zeichen gegen Antisemitismus setzen. Oberbürgermeister Ashok Sridharan hat dazu auf den Markt vor dem Alten Rathaus geladen: »Niemand, keine Bonnerin und kein Bonner und erst recht kein Gast, sollte sich in unserer Stadt vor Tätlichkeiten fürchten müssen, auch nicht wegen eines religiösen Symbols«, sagte Sridharan. Außer dem CDU-Politiker sollen dort auch die Vorsitzende der Synagogengemeinde Bonn, Margaret Traub, und ein Direktor des in Bonn angesiedelten UN-Klimasekretariats, Martin Frick, sprechen.

Die Veranstaltung war ursprünglich für November geplant gewesen, wurde aber vorgezogen, nachdem in der vergangenen Woche ein israelischer Hochschullehrer in Bonn von einem Deutschen mit palästinensischen Wurzeln beleidigt und attackiert worden war. Die alarmierten Polizisten hielten den Philosophie-Professor Jitzchak Jochanan Melamed aus den USA irrtümlich für den Täter und überwältigten ihn.

Auf der Polizeistation hätten die Beamten dann eineinhalb Stunden lang versucht, Melamed von einer Beschwerde abzubringen. Einer der Polizisten habe behauptet, er sei von dem Professor an der Hand berührt worden - erst als Reaktion darauf seien sie gegen ihn vorgegangen. Das bezeichnet Melamed als »glatte Lüge«. Es habe keinen Körperkontakt gegeben, die Polizisten hätten sich sofort auf ihn gestürzt. Schließlich hätten sie ihm damit gedroht, ihn zu beschuldigen, er habe sich seiner Festnahme widersetzt, sollte er sich über sie beschweren.

Gegenüber einem der Polizisten habe der Professor noch erklärt: »Ich denke, es ist in ihrem Interesse als deutscher Bürger das Problem der Polizeigewalt zu beheben, besonders, wenn es gegen Ausländer und Minderheiten gerichtet ist.«

Die Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa hatte Melamed nach dem Vorfall besucht und sich entschuldigt. »Es handelt sich um ein schreckliches und bedauerliches Missverständnis im Einsatzgeschehen, für das ich bei dem betroffenen Professor ausdrücklich um Entschuldigung gebeten habe«, sagte die Beamtin. »Wir werden genau prüfen, wie es zu dieser Situation kam, und alles Mögliche dafür tun, um solche Missverständnisse zukünftig vermeiden zu können.«

Melamed glaubt laut seinem Brief, dass die Polizeipräsidentin ihn lediglich aufgesucht hatte, weil er Professor an einer US-amerikanischen Universität sei. »Wäre ich ein Underdog der deutschen Gesellschaft, würde sich niemand dafür interessieren, und sicher würde niemand der Beschwerde Glaube schenken.«

Gegen die Beamten, die den Professor bei dem Einsatz verletzt hatten, wird nun wegen des Verdachts der Köperverletzung im Amt ermittelt. Aus Neutralitätsgründen übernimmt das Polizeipräsidium Köln die Ermittlungen. Der Kriminologe Tobias Singelnstein weißt daraufhin, dass in Deutschland Verfahren wegen Körperverletzung im Amt in nur rund drei Prozent der Fälle zur Anklage gebracht werden.

Melamed resümiert: »Polizeigewalt ist einer der grässlichsten Aspekte der gegenwärtigen amerikanischen Gesellschaft. Sie ist rassistisch und niederträchtig. Sie mögen vielleicht denken, dass die Dinge in Deutschland anders sind - ich bezweifle das aber sehr.« Gegen die vier beteiligten Polizisten laufen Ermittlungen wegen des Verdachts der Körperverletzung und der versuchten Strafvereitelung im Amt. dpa/nd

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