Israel evakuiert »Weißhelme«

Auf Bitte der USA und europäischer Staaten wurden 800 Angehörige der »Syrischen Zivilverteidigungskräfte« nach Jordanien gebracht

  • Karin Leukefeld
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Operation erfolge auf Wunsch der USA und europäischen Staaten, sagte ein Sprecher der Israelischen Streitkräfte (IDF): Israel hat in der Nacht zum Sonntag 800 sogenannte »Weißhelme« und ihre Angehörigen aus dem Südwesten Syriens evakuiert. In ersten Meldungen hieß es, dass unter den Evakuierten 270 Angehörige der »Syrischen Zivilverteidigungskräfte« (Weißhelme) und eine nicht genannte Zahl von »Bürger-Journalisten« seien. Die Männer und ihre Angehörigen sollen über Jordanien nach Deutschland Großbritannien, den Niederlanden und Kanada ausgeflogen werden. Die UNO begleitet den Transport.

Bereits am vergangenen Freitag hatte die US-amerikanische Nachrichtenagentur AP über die geplante Evakuierung berichtet. Der Plan sei am Rande des NATO-Gipfels in Brüssel am 12. Juli mit großer Dringlichkeit erörtert und zum Abschluss gebracht worden.

Das jordanische Außenministerium bestätigte, dass das Land »der UNO erlaubt hat, etwa 800 syrische Bürger durch Jordanien zu bringen, um in westlichen Staaten, jenseits der schriftlich vorgeschlagenen drei westlichen Staaten, namentlich Großbritannien, Deutschland und Kanada, eingebürgert zu werden« - der deutsche Innenminister Horst Seehofer (CSU) versprach am Sonntag die Aufnahme von acht der Evakuierten. Die Maßnahme sei erforderlich geworden, weil »ihr Leben bedroht ist«. Die gleiche Sprachformel wurde auch von einem IDF-Sprecher benutzt, der die Evakuierung als »außergewöhnliche humanitäre Geste« am Sonntagmorgen bestätigte. Man habe auf Bitten der USA und europäischer Länder reagiert und entsprechend der »Anordnung der israelischen Regierung« gehandelt. Israel verfolge weiterhin eine »Politik der Nichteinmischung hinsichtlich des syrischen Konflikts und macht das syrische Regime für alles verantwortlich, was auf dem syrischen Territorium geschieht«, so die IDF.

Die »Weißhelme« werden seit ihrer Gründung 2014 von westlichen Staaten unterstützt. Deutschland gab ihnen 12 Millionen Euro, 33 Millionen US-Dollar kamen aus den USA und Großbritannien überwies mehr als 74 Millionen Euro. Ihre Reputation wurde in der Öffentlichkeit medial durch eine Vielzahl von Auszeichnungen gefestigt. 2016 erhielt die Gruppe den Alternativen Nobelpreis.

Syrien und seine Verbündeten (Russland, Iran, Hisbollah) werfen den »Weißhelmen« vor, mit den Kampfverbänden gemeinsame Sache zu machen. Sie hätten Anschläge mit Giftgas arrangiert, um ein westliches Eingreifen in Syrien zu provozieren. Die »Weißhelme« agieren ausschließlich in Gebieten unter Kontrolle bewaffneter Gruppen. Aufgrund des Vormarsches der syrischen Armee und ihrer Verbündeten im Südwesten des Landes, waren sie - mit den verbliebenen Kampfverbänden und Angehörigen - zuletzt in einem Gebiet der Provinz Qunaitra eingeschlossen.

Seit 1974 wird dieses Gebiet von einer UN-Blauhelmmission (UNDOF) überwacht und dient als entmilitarisierte Pufferzone zwischen den von Israel 1967 besetzten und 1981 annektierten syrischen Golanhöhen und Syrien. Seit 2012 wurde die Pufferzone von Süden her von Kampfgruppen eingenommen. Entgegen seiner Behauptung, sich im Krieg in Syrien neutral zu verhalten, hat Israel diese Kampfgruppen seit 2012 humanitär, logistisch und zuletzt auch mit Waffen und Geld unterstützt.

Die syrischen Streitkräfte und ihre Verbündeten haben derweil ihre Offensive gegen die »Armee des Khalid ibn al Walid« im Jarmuk Tal fortgesetzt. Das Tal liegt im Süden der UN-Pufferzone, im Dreiländereck zwischen Jordanien, Syrien und den von Israel besetzten syrischen Golanhöhen. Nach Tage langem Zögern hatten zuvor andere Kampfgruppen ihrem Abtransport nach Idlib im Nordwesten Syriens zugestimmt.

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