- Kommentare
- Evakuierung von Weißhelmen
Nicht skandalös, sondern schäbig
Elias Perabo ist entsetzt über den Twitter-Kommentar der LINKEN-Politikerin Heike Hänsel zur Aufnahme syrischer Weißhelme-Mitarbeiter in Deutschland
Helfer als Kriminelle stigmatisieren? Eigentlich kennt man das vor allem von der AfD, wenn es darum geht, die Seenotrettung durch Nichtregierungsorganisationen im Mittelmeer zu stigmatisieren. Doch nun stimmt ausgerechnet die stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Heike Hänsel, in diesen Chor ein: »Skandalös« findet Hänsel, dass die Bundesregierung acht (!) verfolgten syrischen Zivilschützern der Weißhelme und ihren Familien Asyl gewährt. Sie empört sich nicht darüber, dass Deutschland als baldiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat nicht einmal zwei Prozent der 477 Geretteten Schutz gewährt – sondern, dass die Bundesregierung überhaupt Mitglieder der Weißhelme aufnehmen will.
Für ihren jahrelangen Einsatz unter Bombenhagel, die Rettung unzähliger Opfer aus den Trümmern eingestürzter Häuser, wurde der Organisation der Alternative Nobelpreis verliehen. Der Film über die Geschichte der Weißhelme in Aleppo erhielt einen Oscar. Viele Mitarbeiter und Ehrenamtliche haben ihr Engagement für das Überleben von Bedürftigen mit dem Leben bezahlt. Russland, insbesondere aber dem Assad-Regime, sind die Zivilschützer ein Dorn im Auge: Ihre Berichte und Dokumentationen machen die Grausamkeiten des Kriegs in Syrien sichtbar – und belegen dabei, dass Luftangriffe auch zivilen Zielen gelten und Kriegsverbrechen verübt wurden. Entsprechend versuchen beide Regierungen, die Retter mit einer großangelegten Kampagne international zu diskreditieren.
In Syrien selbst werden Mitglieder der Weißhelme weiter aus politischen Gründen durch das Assad-Regime verfolgt. Diesen Verfolgten möchte Heike Hänsel nun den Schutz verwehren, indem sie die Retter in die Nähe von Dschihadisten rückt. Genauso wie AfD und CSU versuchen, Seenotretter als Schlepperhelfer zu diskreditieren, versucht Hänsel die Retter zu diffamieren – und Menschen, die verfolgt werden, obwohl sie anderen Menschen helfen, das Recht auf Asyl abzusprechen. Dieses Verhalten lässt sich mit einem Wort zusammenfassen: Schäbig!
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.