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Die Schwächsten trifft es zuerst

Martin Kröger über die Gewalt gegen Menschen ohne Obdach

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Was für ein feiger Angriff. Die zwei Obdachlosen, die am S-Bahnhof Schöneweide so gut wie jeder gut kannte, wurden in der Nacht zu Montag an ihrem Schlafplatz durch eine brutale Feuerattacke lebensbedrohlich verletzt. Wegen der schweren Verletzungen konnte die Kripo die Opfer bisher nicht vernehmen. So blieb am Montag zunächst völlig unklar, welchen Hintergrund die Tat hatte.

Doch was auch immer den Täter angestachelt hat, solch ein perfider Angriff - Menschen mit einer brennbaren Flüssigkeit zu überschütten und danach anzuzünden - ist in jedem Fall verabscheuungswürdig.

Aufgrund des gezielten Angriffs dürfte es auch kein Zufall gewesen sein, dass die Opfer der Brandattacke Menschen ohne feste Wohnung waren. Gewalt gegen Obdachlose und Wohnungslose gibt es in der Hauptstadt immer wieder: Allein im laufenden Jahr hat die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe bereits zehn weitere Fälle registriert. Neben Schlägen, Tritten, Messerstichen gab es mehrmals den Versuch, die Habseligkeiten von Obdachlosen anzuzünden. Am 24. März steckte eine weggeworfene Zigarette im U-Bahnhof Karl-Marx-Straße die Decke eines schlafenden Obdachlosen in Brand, Passanten konnten den Mann retten.

Ein couragierter Mitarbeiter eines Imbisses mit einem Feuerlöscher rettete womöglich auch das Leben der Obdachlosen vom S-Bahnhof Schöneweide.

Doch bei aller Zivilcourage, die immer wieder Schlimmeres verhindert, zeigt die lange Liste der Übergriffe, dass in der Stadtgesellschaft grundsätzlich etwas aus den Fugen geraten ist. Und wie immer in Zeiten des Hasses trifft es zuerst die Schwächsten in der Gesellschaft.

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