Richterlicher Riegel

Ulrike Henning über weitere Hindernisse für eine humane Psychiatrie

  • Ulrike Henning
  • Lesedauer: 1 Min.

Was können Psychiater und Pflegekräfte tun, wenn Patienten aggressiv sind? Vor dem aktuellen Urteil aus Karlsruhe wurden im Rahmen der Verhandlung, aber ebenso in der weiteren Öffentlichkeit Alternativen zur Fixierung diskutiert. Aber auch Isolierräume oder eine Medikamentierung können als Gewaltmaßnahmen empfunden werden. Abzuwägen ist in jeder akuten Situation das Risiko für die Beschäftigten in den Kliniken. Wem ist genützt, wenn diese im Dienst verletzt werden? Also bleibt die Entscheidung für Fixierungen eine Gratwanderung, die jedoch weniger häufig vorkommt, als der Laie vermuten mag.

Dennoch ist es gut, dass auch für diese »internen« Zwangsmaßnahmen noch einmal ein zusätzlicher richterlicher Riegel bestimmt wurde. Er lässt den Psychiatern genug Spielraum. Zugleich sind diese - und mit ihnen die Krankenhäuser, Angehörige und Betroffene aufgefordert, sich für weitere Möglichkeiten zum Zwangsverzicht zu engagieren. Personalmangel und eine schlechte Infrastruktur sind die wichtigsten Hindernisse für eine menschenwürdige Psychiatrie in eskalierten Situationen. Ein Mensch, der zuhört und Zeit hat, ein ruhiger, schützender Raum - das sollte in jeder Fachklinik möglich sein. In einem reichen Gesundheitssystem, das jährlich Milliarden für Medikamente und Großgeräte ausgibt, ohnehin.

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