TTIP durch die Hintertür

Der EU-USA-Deal trifft den fairen Welthandel, meint Uwe Sattler

EU-Kommissionschef Juncker gefiel sich nach seinen Gesprächen mit US-Präsident Trump im Gestus des Helden. Zwar hat der Brüsseler Emissär die gefürchteten Sonderabgaben auf europäische Autoexporte in die USA (offenbar) abgewendet und Gespräche über den Abbau von Zöllen (tatsächlich) vereinbart. Der von Teilen der EU-Wirtschaft gefeierte Erfolg ist jedoch nichts anderes als die Absage an ein faires System des Welthandels, das auf der Gleichberechtigung aller basiert.

Junckers Mitbringsel aus Washington ist ein TTIP light. Was mit dem brachliegenden Freihandelsabkommen EU-USA bisher nicht gelang, erfolgt nun durch die Hintertür: die Beseitigung von Handelsbeschränkungen. Und dies offenbar, ohne wenigstens Mindeststandards bei Umwelt- und Verbraucherschutz zu setzen. Zudem bleibt ein Geschmäckle, wenn gerade die europäischen Automobilhersteller die Hauptprofiteure sind. Ein Schelm, wer da nicht an Lobbyismus denkt.

Verlieren werden mit solchen Deals alle anderen Regionen der Welt, insbesondere die Entwicklungsländer, die nun auf dem europäisch-amerikanischen Markt kaum noch konkurrenzfähig sein dürften. Ungelöst bleibt auch der Handelskonflikt - sowohl der USA als auch der EU - mit China. Dessen Eskalation könnte dramatischere Folgen haben als Sonderabgaben auf Daimler-Autos oder Bourbon Whiskey. Dass Washington bereit sei, auch über eine Reform der Welthandelsorganisation zu sprechen, klingt vor diesem Hintergrund wie eine Drohung.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.