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  • »Mission Impossible«

Die Frisur sitzt

Die 1000. Neuinszenierung des Geheimdienst-Actionfilms: »Mission Impossible«, sechste Folge

  • Thomas Blum
  • Lesedauer: 5 Min.

Als Geheimdienstmitarbeiter hat man es gut, wie wir nicht nur aus den James-Bond-Filmen wissen: Man kann mit seinem Schneider einigermaßen zufrieden sein, hat kein Problem, eine schöne Wohnung zu finden, und ist viel an der frischen Luft. Gestern lümmelte man noch in Hawaii an einer Strandbar, heute sitzt man auf der Nobelhotelterrasse in St. Moritz, morgen spaziert man über den Souk von Marrakesch. Man kommt viel herum, lernt andere gut aussehende, uninteressante Leute kennen und sagt Sätze, die man halt als Superagent so sagt, wenn das Vokabular begrenzt ist (»Wir müssen das allein durchziehen«). Und die Frisur sitzt.

So ist es auch bei Ethan Hunt (Tom Cruise), der nun schon seit über zwanzig Jahren im Auftrag des fiktiven US-Geheimdienstes IMF (»Impossible Mission Forces«) über die Kinoleinwände turnt und die Segnungen des Kapitalismus (»freie Welt«) verteidigt.

Auch im mittlerweile sechsten abendfüllenden Film der »Mission Impossible«-Reihe sieht Tom Cruise pumperlg’sund und wie aus dem Ei gepellt aus, obwohl er auch in diesem Film wieder so einige Strapazen auf sich nehmen muss.

Standardmäßig für ein Werk aus der Sparte des aufwendigen Zackbummfilms wie dieses ist natürlich der Fallschirmsprung, mittels dem man nach einigen Schreckminuten (Öffnet sich der Fallschirm? Öffnet er sich zur rechten Zeit? Ist dem ölig aussehenden CIA-Kollegen, der mit einem gemeinsam springt, trotz seines Oberlippenbarts zu trauen?) auf dem Dach eines glamourösen Opernhauses oder eines anderen repräsentativen Protzgebäudes landet. Hernach muss per durchchoreografierter und zackig geschnittener Schlägerei mal wieder eine blitzsaubere und tiptop gekachelte Herrentoilette zerlegt werden. Dann folgen: Autoverfolgungsjagd mit quietschenden Bremsen, Trick 17, Auto fällt wahlweise über ein Brückengeländer oder in den Fluss oder beides, Geiselbefreiung. Es folgen des Weiteren: klandestine Geheimdienstgespräche in pittoresken Kellergewölben, eine Schießerei, eine rasant geschnittene Motorradfahrt - mit drastischer Geschwindigkeitsüberschreitung und ohne Helm! - durch die malerische Altstadt von Paris oder London (egal), nahe der Seine/der Themse, eine weitere Schießerei sowie schließlich die unvermeidliche Verfolgungsjagd zu Fuß, bei der man durch diverse Seitengassen und Fahrstuhlschächte hetzt und mit angehaltenem Atem von Hochhausdach zu Hochhausdach (Klassiker) springt.

Später dann natürlich raus aus Europa: in die Wüste, ins ferne Asien, in den Regenwald, die Südsee oder auf eine nepalesische Bergfestung. Ein paar beeindruckende Landschaftsaufnahmen mitnehmen, wozu hat man denn so ein schönes großes Budget, und wer weiß schließlich, wie lang es dieses oder jenes Weltnaturerbe noch gibt. Besser, man filmt diese possierliche Postkartenlandschaft vorsorglich jetzt ab, bevor sie im Zuge des nächsten Krieges von der Landkarte verschwindet.

Diesmal hat man sich für Neuseeland (das uns im Film als Kaschmir angedreht wird) entschieden, um dort, in der »unberührten Natur« der »neuseeländischen Alpen« (Paramount Pictures), noch einmal die beiden ältesten und bewährtesten aller Actionfilmnummern aufzuführen: den Ich-hänge-an-einem-Seil-an-einem-fliegenden-Helikopter-Stunt und den Der-Countdown-läuft-die-Bombe-muss-rechtzeitig-entschärft-werden-Evergreen. Immer schön mit Schnitt-Gegenschnitt: Hier der Gut-gegen-Böse-Hubschrauberfight - zwei Hubschrauber jagen zwischen schneebedeckten Bergwipfeln hintereinander her. Dort der Mann mit Schweißperlen auf der Stirn, der um der Weltrettung willen die richtigfarbenen Drähte durchtrennen muss. Hier geht unserem beherzten Helikopterpiloten bald der Sprit aus. Dort fesselt der knebelbärtige Anarchist gleichzeitig einen anderen unserer braven Helden. Hier schlittern unsere Akteure in ihren halb brennenden Hubschraubern durch den Schnee und bleiben, wie könnte es anders sein, doch noch in letzter Sekunde an Felsvorsprüngen hängen. Dort zählt der Zeitzünder unbarmherzig die noch bis zur Atombombenexplosion verbleibenden Minuten herunter. Hier hängt unser Held, dem flammenden und krachenden Hubschrauberinferno logischerweise knapp entkommen, schon wieder hilflos an einem dummen Seil an einem brummdummen Berg herum. Dort weiß man immer noch nicht, ob am Ende die richtigen Drähte durchgeschnitten wurden und ob noch zur rechten Zeit der entscheidende Atomkriegsverhinderungsknopf gedrückt wurde. Wie es am Ende ausgeht, soll hier nicht verraten werden, denn es kann ja eh jede/r ahnen, die/der nicht völlig hohl in der Omme ist.

Was es nun - Explosionen hin, Verfolgungsjagden her, Schießereien hin, an Felsklippen baumelnde Helden her - eigentlich mit der Handlung auf sich habe, fragen Sie? Nun, die Handlung, wenn man diese unbedingt so nennen möchte, ist hundertfach erprobt. Es handelt sich eben um einen Actionfilm, in dem sich Geheimdienstangehörige, kriminelle Organisationen und einige suspekte Personen, die in der Wirtschaft bzw. im - tja, nennen wir es mal - Import-/Exportgeschäft tätig sind, gegenseitig belauern und bekämpfen, personifiziert in der Regel - so auch hier - durch schick angezogene und gut frisierte und gefönte Männer und Frauen, die in der Technik des Faustkampfs nicht ganz ungeübt sind und in hautengen Motorradsuits ebenso eine gute Figur machen wie im Abendkleid/Anzug.

Und, nicht zu vergessen: Es muss traditionell mindestens einen knebelbärtigen Hauptbösewicht geben, der im Besitz eines Koffers ist, in dem sich drei fußballgroße Plutoniumbomben befinden, hinter dem alle her sind und der möglichst feindselig und grantig aus der Wäsche schaut: Hier ist es nicht etwa (was zumindest ein wenig Wahrscheinlichkeit für sich beanspruchen dürfte) ein religiöser Fundamentalist oder Neonazi, der per Plutoniumbombenanschlag möglichst viel Unheil anzurichten strebt (»je größer das Leid, desto größer der Friede«), sondern (ausgerechnet) ein Anarchist (sic!), der in seinem früheren Leben ein Agent des britischen Geheimdienstes war.

Dass die herrschende Gesellschaftsordnung von einem Anarchisten zu Fall gebracht wird, dürfte natürlich ungefähr so wahrscheinlich sein wie, dass morgen aus dem Kopf von Robert Habeck (Grüne) ein Apfelbäumchen wächst. Doch wen interessiert schon so etwas Altmodisches wie Wahrscheinlichkeit in einem Actionstreifen? Eben.

»Mission Impossible - Fallout«, USA 2018. Regie/Buch: Christopher McQuarrie; Darsteller: Tom Cruise, Simon Pegg, Rebecca Ferguson. 147 Min.

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