VW-Tochter startet Shuttle-Service

Hannovers Taxiunternehmer protestieren

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 3 Min.

Ein Fußballfan möchte von seiner Wohnung in Hannovers Zooviertel zum Stadion gefahren werden, dasselbe Ziel haben zwei Freunde, die unweit der Tierärztlichen Hochschule zu Hause sind, und nach dem Einkauf im Zentrum der niedersächsischen Landeshauptstadt wünschen sich Vater und Sohn ebenfalls einen zügigen Transport zum Kampf ums runde Leder. Sie alle haben das gewünschte Ziel auf ihren Smartphones via App dem Shuttle-Dienst Moia mitgeteilt, werden schon bald nacheinander von einem schwarzen Kleinbus abgeholt und zur Fußballarena gebracht. Die »Abfahrstationen« der fünf Fahrgäste lassen sich gut zu einer Route verbinden, ermittelt hat sie die Software von Moia.

Mit diesem Tochterunternehmen will der Volkswagen-Konzern eine Alternative zu Straßenbahn und Taxi anbieten. Das Moia-Prinzip: Fahrgäste, bei denen sowohl Start- als auch Zielort auf der gleichen Strecke liegen, werden gemeinsam mit einem VW-Transporter befördert. Den vom Computer errechneten Fahrpreis, der sich an Angebot und Nachfrage sowie an Tag und Uhrzeit orientiert, zahlen die Passagiere jeweils anteilig.

Ein Probebetrieb in Hannover mit zunächst 3500 Nutzern der Moia-App ist erfolgreich gelaufen, heißt es seitens des Unternehmens, jetzt ist der Shuttle-Service regulär in Betrieb gegangen. Rund 15 000 potenzielle Fahrgäste sind inzwischen bei dem Sammeltaxi-Anbieter registriert, nach und nach sollen es immer mehr werden. Bis zum Jahresende, so ist seitens des Unternehmens angedacht, können alle Hannoveraner am neuen Service teilnehmen, der jetzt mit 35 Autos an den Start gegangen ist.

In nächsten Tagen werden 20 weitere Kleinbusse bereitgestellt, die nach Ansicht von Moia dazu beitragen werden, den Stadtverkehr in Hannover zu entlasten. Angepeilt ist eine Flotte von 150 Fahrzeugen. Die Hälfte der Moia-Sammeltaxis, so die Planung, wird bis 2020 mit Elektroantrieb ausgerüstet sein, zwei Jahre später will das Unternehmen dieses Ziel für den gesamten Fuhrpark verwirklicht haben.

Wer dessen Dienste in Anspruch nimmt, soll einen Fahrpreis zahlen, der in etwa zwischen dem Tarif der öffentlichen Verkehrsmittel und dem Betrag liegt, den die jeweilige Tour in einem regulären Taxi kosten würde. Diese Vorgabe hatte die Stadt Hannover den Moia-Planern gemacht, ehe sie den Shuttle-Service genehmigte.

Dass dies geschehen ist, sorgt für Ärger bei Hannovers Taxi-Unternehmen. Ihnen bereitet Moia ernste Sorgen. Sie sprechen von Preisdumping, sehen in der VW-Tochter eine existenzgefährdende Konkurrenz und geben zu bedenken: Im Gegensatz zu ihren Taxen bringe Moia die Fahrgäste nicht an jeden gewünschten Ort. Auch würden Menschen, denen der Umgang mit Smartphone und App nicht vertraut ist, also vor allem ältere Leute, das neue Angebot wohl kaum nutzen. Dieses sehen die Moia-Verantwortlichen allerdings nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu den Einzeltaxen.

Auch der Taxi-Branche in Hamburg liegt das Moia-Projekt schwer im Magen. Auch dort will die Volkswagen-Tochter mit ihrer App und zahlreichen Kleinbussen aktiv werden. Schon mehrmals hatten Taxi-Unternehmer und -fahrer in der Hafenstadt gegen die Genehmigung des Shuttledienstes protestiert, mit Aktionen in der Innenstadt und auch am Flughafen. Und sowohl in Hamburg als auch in Hannover werden seitens der Taxileute gerichtliche Klagen gegen den neuen Service erwogen.

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