Kunst für ein erdölfreies Portugal

  • Leila Dregger
  • Lesedauer: 3 Min.

In Portugal wurden vergangenes Wochenende bis zu 47 Grad gemessen. Solche Hitzewellen könnten durch den Klimawandel zum Normalfall werden - samt Waldbränden, verdorrender Felder und sinkendem Grundwasserspiegel. Dagegen wendet sich ein Bündnis aus Umweltschützern, Wissenschaftlern, Touristenverbänden und Bürgern. Mit kreativen, juristischen und politischen Mitteln erinnern sie Portugals Premierminister Antonio Costa an sein Versprechen, das er während der Klimakonferenz 2016 in Marrakesch gab: Portugal soll bis 2050 frei von fossilen Energiequellen werden. Hauptziel der Proteste ist die Aussetzung der ab 15. September geplanten Off-Shore-Bohrung vor der Algarve-Küste bei Aljezur.

Rund 800 Umweltaktivisten aus über 80 Ländern versammelten sich deshalb am vergangenen Samstag mit Fischern, Dorfbewohnern und Touristen am belebten Strand Cabo do Vapor gegenüber von Lissabon. Sie formten mit ihren Körpern das Bild einer Delfinmutter mit ihrem Jungen, eingerahmt von einer Sonne und der Botschaft: »Parar o furo« - »Stoppt die Ölbohrung«. John Quigley, preisgekrönter Künstler und Umweltaktivist aus den USA, sagte: »Wir sind hier als Teil einer wachsenden weltweiten Bewegung von Wasserschützern. «

Portugal betreibt keine Atomkraftwerke und hat noch nie Ölbohrungen genehmigt - ideale Bedingungen, um Pionier für eine regenerative Energiezukunft zu werden. Im März erzeugte das Land mehr erneuerbare Elektrizität, als es verbrauchte. Aktivistin Barbara Kovats sagte, man könne das auf Erdöl aufgebaute System nur verlassen, indem man die Alternativen, die es gebe, zu einem neuen System zusammensetze.

2017 brachte der Widerstand Portugals Regierung dazu, zehn der 15 Verträge mit Ölkonzernen zu stornieren. Das Aktionsbündnis glaubt, dass auch die verbleibenden Verträge aufgelöst werden können. Catarina Gomes von der Kampagne Linha Vermelha (Rote Linie) sagte: »Wir hören seit einigen Jahren von den Verträgen, aber die erste Probebohrung soll jetzt zwischen September und Januar an der letzten naturbelassenen Küste Europas stattfinden. Obwohl es ein seismisch aktives Gebiet ist, beschloss die Umweltbehörde, dass eine Umweltverträglichkeitsprüfung nicht nötig ist«, kritisiert sie. Zudem sei in der Nähe des Wallfahrtsortes Fátima, wo es die wertvollsten Wasserreserven des Landes gibt, Fracking geplant.

Ob sich am Tag der Aktion genügend Menschen den extremen Temperaturen aussetzen würden, blieb lange unklar. Doch dann kamen Busse aus entlegenen Dörfern des Alentejo und Algarve, brachten Fischer, Hausfrauen und Aktivisten. Zusätzlich gab es internationale Unterstützung. Auch Ladonna Brave Bull Allard, Initiatorin der Standing-Rock-Proteste gegen Ölpipelines in den den USA, war gekommen: »Unsere Prophezeiungen sagen, dass Portugal der Anfang vom Ende ist. Wenn wir hier die Ölbohrung stoppen können, dann können wir es überall.« Die Botschaft der Aktivisten wurde gehört, das Bild der Aktion ging durch alle portugiesischen Medien und Fernsehsender.

Martin Winiecki, einer der Initiatoren des Aktionstages, gab sich ebenfalls hoffnungsvoll: »Die Ölbohrung zu stoppen, ist der erste Schritt. Die größere Aufgabe ist der Aufbau einer klimagerechten, regenerativen Zukunft. In Portugal können wir ein Beispiel der Hoffnung im Klimawandel setzen.«

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