Werbung

Frankreich verbietet die »Bienenkiller«

Ab Samstag stehen fünf Neonikotinoide auf der schwarzen Liste

  • Lesedauer: 3 Min.

Paris. Sie sind als »Bienenkiller« verrufen: Neonikotinoide. In Frankreich sind fünf der hochwirksamen Insektenvernichtungsmittel ab Samstag im Freiland verboten. Das Land geht damit weiter als die EU, die Ende April mit deutscher Zustimmung ein weniger umfassendes Verbot beschlossen hatte. Schon seit Jahren gehen französischen Imkern im Winter im Schnitt 30 Prozent ihrer Bienenbestände verloren. Im vergangenen Winter waren es noch mehr.

Neonikotinoide gehören zu den meist genutzten Pestiziden der Welt, sie kommen auf Weinstöcken, Obstbäumen und Feldern zum Einsatz. Die Mittel töten aber nicht nur Blattläuse, Holzwürmer und andere Schädlinge, sondern setzen auch Bienen und Hummeln schwer zu: Sie schwächen ihr Immunsystem, stören die Orientierung und beeinträchtigen die Fortpflanzung, wie Umweltschützer bereits seit Jahren beklagen. In höheren Dosen töten sie die Bienen sogar.

Frankreich zieht deshalb einen Schlussstrich für fünf der umstrittenen Wirkstoffe. Zum 1. September tritt das bereits 2016 verabschiedete Biodiversitäts-Gesetz in Kraft - es setzt die Wirkstoffe Imidacloprid, Clothianidin und Thiamethoxam auf die schwarze Liste, die in vielen Pflanzenschutzmitteln enthalten sind.

Diese Wirkstoffe hat auch die EU zum Stichtag 19. Dezember verboten. Darüber hinaus sind in Frankreich ab Samstag der Einsatz von Thiacloprid und Acetamiprid untersagt - Mittel, die in Deutschland vorerst weiter erlaubt bleiben.

Mehrere der Wirkstoffe auf der schwarzen Liste werden von dem Leverkusener Chemiekonzern Bayer hergestellt. Er wehrt sich auf EU-Ebene juristisch gegen die Einschränkung seiner Geschäftstätigkeit. Bayer hält die Argumente der Kritiker für »wissenschaftlich unbegründet«.

Aber auch die Umweltschützer sind mit dem französischen Vorgehen nicht ganz zufrieden: Denn von den Verboten sind bis 2020 auf Antrag Ausnahmen möglich. Zudem dürfen die umstrittenen Mittel in Gewächshäusern sowie in Produkten wie Zeckensprays für Katzen weiter eingesetzt werden. Und es wurden neue Insektizide genehmigt, die ebenso schädlich sein sollen.

Von einem »Loch im Schläger« spricht deshalb François Veillerette von dem Umweltverband Générations Futures (Künftige Generationen). »Junge Kinder oder schwangere Frauen solchen neurotoxischen Produkten auszusetzen ist keine gute Nachricht für das menschliche Hirn«, betont er. Allerdings räumt er ein, dass es keine wissenschaftlichen Belege für die Notwendigkeit eines weiter reichenden Verbotes gibt.

Auch Forscher sehen das Gesetz mit gemischten Gefühlen. »Jedes Insektizid kann Bienen töten«, betont Axel Decourtye, wissenschaftlicher Leiter des Bienen-Instituts in Paris. Für Landwirte oder Hobbygärtner müssten deshalb Alternativen zu schädlichen Mitteln gefunden werden.

Aber auch gegen andere Feinde der Bienen wie Krankheiten oder Parasiten müsse vorgegangen werden, sagt Decourtye. Mit einem ganz einfachen Mittel könne allerdings jeder Bienen helfen, sagt der Forscher: »Wir müssen wieder mehr Blumen pflanzen.« AFP/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -