War es ein Mikrometeorit?
Suche nach Gründen für Riss in der angedockten Raumkapsel an der ISS
Moskau. Nach dem Abdichten des Risses in einer Sojus-Raumkapsel forschen Experten nach der Ursache des Lecks. Die an die Internationale Raumstation ISS angedockte Kapsel sei vermutlich von einem Mikrometeoriten getroffen worden, sagte ein Vertreter der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos. Aber auch andere Möglichkeiten sollten untersucht werden. Materialprobleme könnten nicht ausgeschlossen werden. An Bord der ISS ist auch der deutsche Astronaut Alexander Gerst.
In der Nacht zu Donnerstag war in der russischen Kapsel ein rund zwei Millimeter großer Riss entstanden. Er hatte einen Druckabfall in der Raumstation ausgelöst, die in rund 400 Kilometern Höhe die Erde umrundet. Der Vorfall sei für die Besatzung ungefährlich gewesen, betonte Roskomsos. Die Raumfahrer hatten das Leck mit einem klebstoffgetränkten Spezialtuch abgedichtet. »Der Luftdruck ist normal, es wurden auch keine weiteren Risse gefunden«, hieß es.
Der deutsche Raumfahrtexperte Ulrich Walter zweifelte daran, dass ein Meteorit den Schaden an der Kapsel verursacht hat. »Vielleicht hat es einen Produktionsfehler gegeben und die Russen haben nicht richtig gearbeitet«, sagte er gegenüber »Spiegel Online«. Risse oder Löcher könnten auch durch mechanische Beanspruchung im All entstehen.
Seiner Ansicht nach reicht die bisherige Abdichtung nicht aus, um den Riss dauerhaft zu schließen. »Ein Lappen ist ja nicht ganz luftdicht. Der hält zwar den großen Luftstrom ab, aber ein bisschen lecken wird er trotzdem«, sagte Walter. Weitere Reparaturarbeiten seien deshalb dringend notwendig.
Roskosmos betonte jedoch, das Leck sei vollständig abgedichtet. Die Besatzung habe überprüft, ob Luft austrete oder weitere Risse in der Raumkapsel entstanden seien. Dies könne eindeutig ausgeschlossen werden, erklärte die Behörde. Ein Außeneinsatz sei nicht erforderlich. Neue Abdeckungen würden aber geprüft. Die Sojus-Kapsel, die an der ISS angedockt ist und die Raumfahrer wieder zur Erde bringen soll, könne ohne Probleme weiter verwendet werden, erklärte Roskosmos.
»Gestern hat sich wieder gezeigt, wofür unser Notfalltraining gut ist«, twitterte Alexander Gerst. Gemeinsam mit der Besatzung und den Raumfahrtbehörden auf der Erde habe man das kleine Leck schnell finden und verschließen können. Die Raumfahrer werden vor ihrem Einsatz auf mögliche Unfälle minutiös vorbereitet.
Lecks und Risse an der Außenwand der ISS sind nicht ungewöhnlich. Ein winziger Splitter hatte im Jahr 2014 ein Sonnensegel durchschlagen und nur knapp eine wichtige ammoniakführende Röhre des Solarmoduls verfehlt. Die ISS musste zudem schon mehrfach heranrasendem Weltraumschrott wie etwa Teilen von ausrangierten Satelliten ausweichen. dpa/nd
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