Fest im Forst

Als RWE-Arbeiter einen Baum im Hambacher Wald fällten, überlegten Umweltschützer, den »Tag X« auszurufen

  • Sebastian Weiermann
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Hambacher Forst am Donnerstagmorgen. Es regnet, ist diesig, und wieder sind Hunderte Polizisten und RWE-Mitarbeiter im Wald unterwegs. Der Einsatz vom Mittwoch werde fortgesetzt, erklärte die Polizei. Man werde die Mitarbeiter des Energieriesen beschützen, während diese »Unrat und Müll« vom Waldboden entfernen. Die Polizei selbst will sich nur um gefährliche Gegenstände kümmern. Dass es lediglich um Müllbeseitigung geht, bestreiten die Besetzer. Sie berichten davon, dass bodennahe Plattformen zerstört und Traversen zwischen den Baumhäusern zerschnitten wurden. Bei einer Holzhütte, die auf dem Boden gebaut wurde, stoppt die Baumaschine von RWE praktisch in letzter Sekunde. Aktivisten hatten die Arbeiter zuvor laut angeschrien, um auf Menschen in der Hütte hinzuweisen, die sich angekettet hatten.

Im Umfeld dieser Aktion fällten RWE-Mitarbeiter auch einen kleinen Baum. Im Internet wurde ein Bild des gefällten Bäumchens gezeigt. Das Aktionsbündnis
»Aktion Unterholz« kündigte daraufhin den Start ihrer Tag X +1 Mobilisierung. Der erste umgesägte Baum ist für die Gruppen der entscheidende »Tag X«. Schon vor Wochen hatten sie angekündigt, sobald ein Baum im Wald fällt, werden sie mit massenhaften Aktionen des zivilen Ungehorsams beginnen.

Am Donnerstagmorgen kündigten die Gruppen an, »Tag X« sei nun eingetreten. Man müsse in den Wald gehen und Rodungsarbeiten verhindern. Die Arbeiten am Boden hatte RWE am Donnerstag schon am Vormittag eingestellt. Aus Sicht des Energiekonzerns ist das Gelände nun, nachdem Barrikaden beseitigt und Löcher im Boden verfüllt wurden, für eine Räumung vorbereitet. Die Polizei scheint aber weder am Freitag noch am Wochenende eine größere Räumungsaktion zu planen. Allgemein ist ein wenig Druck aus dem Konflikt um den Hambacher Forst genommen worden.

Der BUND hatte vor geraumer Zeit gegen die Zulassung des Betriebsplans für den Tagebau geklagt. Das Oberverwaltungsgericht Münster will Mitte Oktober über die Klage des Umweltverbandes entscheiden und hat RWE um eine sogenannte Stillhaltezusage bis zur Gerichtsentscheidung gebeten. RWE bestätige auf nd-Anfrage, dass eine solche Zusage am Mittwoch gegeben wurde und bis zum 14. Oktober keine Rodungsarbeiten erfolgen würden.

Die Umweltaktivisten verbuchen die Beendigung der Arbeiten am Donnerstag und die Stillhaltezusage als eigenen Erfolg: »Trotz der Stillhaltezusicherung von RWE wurden weitere Räumungsmaßnahmen unternommen. Erst die Ankündigung unserer Aktionen hat dazu geführt, dass die Klage des BUND und Stimmen für ein Moratorium endlich ernst genommen werden«, sagte Sprecher Emil Freytag dem »nd«.

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