Bringt’s die Sonne an den Tag?
Moskau veröffentlicht neue Dokumente zum Abschuss von Flug MH17 - schuldig sei die ukrainische Luftabwehr
Die Seriennummer der BUK-Rakete, der Stand der Sonne und die Geschwätzigkeit eines ukrainischen Offiziers dienen als Belege dafür, dass die ukrainische Luftabwehr für den Abschuss der malaysischen Boeing 777 am 17. Juli 2014 verantwortlich ist. Sie war auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur über der Ostukraine von einer Rakete getroffen worden. 298 Menschen kamen ums Leben. Eine internationale Untersuchungskommission mit Experten aus den Niederlanden, Malaysia, Australien, Belgien und der Ukraine hatte Russland schuldig gesprochen.
Moskau hat das stets bestritten und legte nun seinerseits Analysen vor. Die Kommission, an deren Arbeit Russland nicht teilnehmen durfte, hatte am Tatort gefundene Raketenteile vorgelegt, an denen die Seriennummer 8868720 erkennbar ist. Laut russischem Verteidigungsministerium war der Flugkörper 1986 beim Hersteller Dolgoprudny im Moskauer Gebiet produziert worden und zum Militärstützpunkt Nummer 20152 gebracht worden. Dieser Stützpunkt nahe der Stadt Stryj im Oblast Lwiw gehört heute zur Ukraine. Dort sei die Rakete auch nach dem Zerfall der Sowjetunion geblieben. Sie gehörte zum Bestand der 223. ukrainischen Luftabwehrbrigade.
Russische Experten haben auch Videos analysiert, auf denen die BUK-Lafette angeblich auf dem Gebiet der russischen Separatisten zu sehen ist. Unter anderem am Stand der Sonne sowie an zahlreichen anderen Details seien die Sequenzen als Fälschung auszumachen, erklärt Moskau. Zugleich legte man den Inhalt eines während der Militärmanöver »Rubesch 2016« abgefangenen Funkgesprächs vor. Darin beklagt ein Oberst Ruslan Grintschuk Unzulänglichkeiten und erklärt: »Wenn das so weitergeht, werden wir eine andere malaysische Boeing herunterholen ...« Der Offizier war angeblich im Juli 2014 als Kommandeur der 164. Radiotechnischen Brigade der ukrainischen Luftabwehr für die Luftraumüberwachung im Südosten des Landes zuständig.
Moskau hat bereits mit diversen Hypothesen versucht, Kiew für den MH17-Abschuss verantwortlich zu machen. Nun hat das Verteidigungsministerium die Experten der Untersuchungskommission eingeladen, sich die neuen Belege anzuschauen.
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