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Messis achter Hattrick
Barcelona gewinnt 4:0 gegen den PSV Eindhoven / Barças Kapitän untermauert Titelambitionen
Lautstarke Pfiffe gegen die Hymne der UEFA-Fußball-Champions-League sind im Camp Nou nicht üblich. Ausgepfiffen werden üblicherweise unbeliebte Sport-Funktionäre oder Politiker. Am Dienstag zum Saisonauftakt in die Spielzeit 2018/19 war das anders: Mangels verantwortlicher, anwesender Offizieller galt der Frust der Hymne, und das lag nicht an der Melodie. Für Missklang sorgte die Anstoßzeit um 18.55, die für viele Barcelona-Fans an einem normalen Werktag nicht machbar ist. Am Ende wurden 73.462 Besucher als offizielle Zuschauerzahl angegeben, zur Spielbeginn dürften es nur gut die Hälfte gewesen sein, der Rest trudelte erst während des Spiels ein.
Bisher war sie gesetzt: 20.45. Das war Anstoßzeit in der Champions-League seit der Einführung des ebenso prestige- wie werbeträchtigen Wettbewerbs 1992 mit wenigen Ausnahmen bei Spielen in anderen Zeitzonen wie Russland oder der Ukraine. Der neue Deal: noch mehr Fernsehgelder für die Vereine, dafür werden zwei der acht Vorrundenspiele auf 18.55 vorgezogen, die restlichen sechs auf 21 Uhr verschoben, um die CL-Spiele noch besser fernsehtechnisch vermarkten zu können. Die Fans blieben wie so oft ungefragt. Dabei sind sie für die Atmosphäre verantwortlich, denn ohne die Lärmkulisse rund um das Spektakel auf dem Spielfeld wäre das Event schlecht vermarktbar.
Für das Spektakel auf dem Feld zeigte sich zuvorderst einmal mehr Barças Superstar Lionel Messi zuständig. Nach einer verhaltenen ersten halben Stunde mit einigen Halbchancen, in der der niederländische Meister PSV Eindhoven unter seinem Trainer Mark van Bommel (unter anderem Ex-Spieler bei Barça und Bayern) couragiert mitspielte und mit zwei Weitschüssen nur knapp das Ziel verfehlte, setzte der argentinische Weltstar ein erstes Ausrufezeichen: Traumfreistoß aus zentraler Lage über die Mauer direkt in den Winkel. Sein 101. Tor in der Champions-League, nur sein ewiger Rivale Cristiano Ronaldo hat mehr und wird seine Bilanz ab dieser Saison bei Juventus Turin aufzuhübschen versuchen.
Taktisch setzt Barça dieses Jahr offensichtlich wieder stärker auf das klassische 4:3:3 mit drei Stürmern, von dem nach dem Abgang von Neymar vor der vergangenen Saison zu Paris Saint Germain oft abgewichen wurde. Dass Barça-Trainer Ernesto Valverde vergangene Saison oft auf nur zwei Stümer setzte, lag auch daran, dass der Neymar-Ersatz Ousmane Dembélé mit Verletzungen und Anpassungsproblemen zu kämpfen hatte. Dieses Jahr scheint der Ex-Dortmunder und frisch gebackene Weltmeister mit allerdings wenig Spielanteilen nun durchzustarten. Seinen bereits drei Toren in vier Liga-Spielen fügte er zum CL-Auftakt ein weiteres hinzu und auch das verdiente das Etikett Traumtor. Mit einem Hackentrick drehte sich der 21-Jährige zwischen zwei PSV-Spielern durch, trat blitzschnell an, dribbelte den deutschen Verteidiger Daniel Schwaab (vormals Freiburg, Leverkusen, Stuttgart) an der Strafraumgrenze aus und schlenzte den Ball mit rechts flach unhaltbar ins äußerste Eck. Das brachte dem in der Fankurve ohnehin beliebten Franzosen Sprechchöre in der Melodie der Marseillaise ein, Alé, alé Ousmane Dembélé Ousmane Dembélé.
Mit dem 2:0 in der 75. Minute war das Spiel entschieden, zumal Messi zwei Minuten später mit einer platzierten Volleyabnahme nach Chip von Ivan Rakitic sofort nachlegte. So fiel die erste gelb-rote Karte in der Barça-Karriere des zweiten aktuellen Weltmeisters in Barcelonas Reihen, Samuel Umtitis, in der 79. Minute nicht mehr ins Gewicht. Stattdessen sorgte Messi kurz vor Schluss mit einem platzierten Rechtsschuss nach einem schönen Pass in die Tiefe seines uruguayischen Sturmkollegen Luis Suárez für einen runden Abschluss an einem Abend im Camp Nou, der mit Missklängen begann.
Es war Messis achter Hattrick in der Champions League. Rekord. Ronaldo liegt bei sieben. Am Wochenende steht im Camp Nou das katalanische Derby gegen den FC Girona an. Für das Rückspiel im Frühjahr ist Miami als Austragungsort im Gespräch – die Verhandlungen sind schon weit gediehen, die spanische La Liga will den US-amerikanischen Markt erobern. Ein Livespiel pro Jahr dort soll den Preis für die TV-Rechte in noch absurdere Höhen treiben. Spieler und Fans sind not amused. Aber sie werden nicht gefragt.
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