Kleinbus-Vision rollt ohne Fahrer

Autonome und umweltfreundliche Mobilität sind große Themen auf der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 3 Min.

Geräuschlos gleitet das kastenförmige, etwa fünf Meter lange Gefährt auf den Hof eines Versandhandels, rollt in dessen Halle, wird entladen, macht sich wieder auf den Rückweg. Ein klein bisschen erinnert das vollelektrisch betriebene Mobil an einen Mercedes Sprinter, doch es hat kein Fahrerhaus. Es legt die ihm befohlene Strecke autonom zurück, ohne einen Menschen an Bord. Noch liegt solch ein Szenario in der Zukunft, doch das Fahrzeug dazu gibt es bereits: »Vision Urbanetic« nennt es Daimler.

Mercedes-Benz Vans präsentiert den Prototyp zurzeit auf der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover. Er besteht aus einer Fahrplattform, auf die je nach Bedarf ein Cargo- oder ein Personenmodul gesetzt werden kann. So wird aus einem Laster ein Kleinbus - oder umgekehrt. Bis zum tatsächlichen Einsatz solcher Mobile dürften mindestens noch 15 Jahre vergehen, schätzen Fachleute.

Im Vordergrund der Ausstellung stehen jedoch Innovationen in Fahrzeuge, die sich schon jetzt auf der Straße bewegen dürfen. Dabei läuft es aktuell gut für die Branche. In den ersten acht Monaten wurden in Deutschland 250 700 Nutzfahrzeuge neu zugelassen - ein Plus von vier Prozent.

Auch Zubehör zählt zu den Exponaten: vom Container-Chassis bis zum umweltschonenden Bio-Fett für Sattelkupplungen. Umweltbewusste Mobilität ist über solche eher kleinen »Öko-Beiträge« hinaus ein großes, wenn nicht das große Thema der IAA 2018. Gerade in einer Zeit des stetig wachsenden Onlinehandels werde die effiziente und emissionsfreie Lieferung bis zur Haustür zum strategisch wichtigen Auftrag an die gesamte Logistik- und Transportbranche, sagte der Präsident des Verbandes der Deutschen Automobilindustrie (VDA), Bernhard Mattes, im Vorfeld der Ausstellung. Laut Bundesverkehrsministerium werden auf Deutschlands Straßen, Schienen und Wasserstraßen jährlich 4,3 Milliarden Tonnen Waren bewegt.

In der Ausstellung präsentieren viele Hersteller Elektrotransporter in Serienreife und auch Stadtbusse sowie mittelschwere Lkw mit E-Antrieb sind zu sehen. Hochinnovativ, so wertet der VDA-Chef, zeigen sich auch die Zulieferer in Hannover. »Die Besucher können sich davon überzeugen, welch entscheidenden Beitrag alternative Antriebe, Digitalisierung und Vernetzung leisten, um den Güterverkehr noch effizienter, flexibler, sicherer und klimafreundlicher zu gestalten«, betonte Mattes mit Blick auf das breite Angebotsspektrum.

Vorgestellt wird es von mehr als 2100 Ausstellern aus rund 50 Ländern. Der Anteil der ausländischen Unternehmen, die auf dem Messegelände in Niedersachsens Hauptstadt zugegen sind, liegt bei knapp 60 Prozent; die meisten von ihnen kommen aus China, Italien, die Niederlande, Türkei und Frankreich.

Sie alle sehen ein zukunftsträchtiges Betätigungsfeld in der Elektromobilität, wenn sie auch zurzeit bei schweren Transportfahrzeugen für den Überlandverkehr noch an Grenzen stößt, bedingt durch die begrenzte Reichweite. Für alle Betriebe, die dennoch nicht auf einen umweltschonenden Antrieb ihrer Lkw verzichten möchten, empfiehlt sich Flüssiggas als Alternative. Auch über dessen Einsatz gibt es umfangreiche Informationen auf der IAA, beispielsweise am Stand von Scania. Als Weltpremiere, so die Schweden, zeigen sie »den ersten Reisebus mit alternativem Kraftstoff«, dem das Unternehmen eine Reichweite von bis zu 1000 Kilometer zuschreiben.

Nicht nur für Unternehmer, die über die Anschaffung solch eines großen Gefährts nachdenken, ist die IAA interessant. Auch Besucherinnen und Besucher, die sich einfach nur an Anblick und Technik erfreuen möchten, finden Unterhaltung: ob US-Truck-Show, Oldtimerausstellung oder Modellautobörse. Bis zum 27. September ist die IAA Nutzfahrzeuge täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Ein Tagesticket kostet 22 Euro, am Wochenende 13 Euro. Weitere Informationen sind im Internet unter www.iaa.de zu finden.

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