- Berlin
- Rechte Gewalt in Neukölln
Mehr als ein Papiertiger
Johanna Treblin über eingestellte Ermittlungen gegen rechts
Ja, die Staatsanwaltschaft ist unabhängig. Wenn sie der Ansicht ist, alle Mittel ausgeschöpft zu haben, allen Spuren nachgegangen zu sein, dann kann sie Ermittlungen einstellen. Aber es verwundert doch, dass verschiedene Teile der Exekutive im Fall einer rechten Anschlagsserie in Neukölln so unterschiedliche Signale an die Betroffenen aussenden: Während die Polizei gerade die andauernde Gefahrenlage bestätigt hat und den Personenschutz für einige der Anschlagsopfer weiter aufrechterhält, stellt die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen die Täter ein.
Das heißt natürlich nicht, dass sie die Betroffenen für außer Gefahr hält. Oder dass sie nicht von rechtsextremen Tätern ausgeht. Sie meint nur, nicht ausreichend Beweise gesammelt zu haben, um Verdächtige zu Beklagten machen zu können. Aber wäre nicht noch mehr drin gewesen? Hätte die Staatsanwaltschaft nicht doch besser ermitteln und sich intensiver mit den Fällen beschäftigen können? Man wünscht es sich jedenfalls - und vor allem den Betroffenen. Die Hoffnung bleibt, dass nun wenigstens die Ermittlungen in den übrigen Fällen zum Erfolg führen: der Verhaftung von Tätern. Und dass die polizeiliche Ermittlungsgruppe »Rechte Straftaten in Neukölln« mehr ist als ein Papiertiger. Dafür braucht es auch den Druck der Straße.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.