- Berlin
- AfD-Provokation in Berlin
Denunzieren will gelernt sein
Rechtsaußenpartei fordert Schüler auf vermeintlich nicht neutrale Lehrer zu melden
Mit einem Beschwerdeforum will die Berliner AfD-Fraktion nach Informationen des »Tagesspiegels« Schüler*innen dazu ermutigen, auf Verstöße gegen das Neutralitätsgebot durch Lehrer*innen aufmerksam zu machen. Via Kontaktformular auf der Internetseite der Fraktion sollen künftig Schüler*innen wie auch Eltern nach Hamburger Vorbild anonym auf derartige Verstöße hinweisen können.
In der Hansestadt startete die dortige Fraktion der Bürgerschaft bereits in der vergangenen Woche die Aktion »Neutrale Schulen Hamburg«. Auf der Internetseite heißt es dazu: »Schüler, die den Verdacht haben, Verstöße gegen das schulische Neutralitätsgebot wahrzunehmen, sollten das Gespräch mit dem Fachlehrer oder ggf. seinem Vorgesetzten suchen.« Allerdings könne es Situationen geben, in denen »sich Schüler oder auch Eltern nicht getrauen, Probleme direkt mit dem Lehrer oder Schulleiter zu besprechen«. Und weiter: »Dann kann es hilfreich sein, sich an Dritte zu wenden.«
Kritik an der geplanten Aktion gab es unter anderem von der FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus. Paul Fresdorf, bildungspolitischer Sprecher der Liberalen: »Die AfD will auf der einen Seite als politische Kraft ernst genommen werden, aber schiebt sich doch immer wieder in die eigene Opferrolle. So auch bei dem sogenannten Lehrer-Meldeportal.« Es sei unverständlich, warum die AfD parallele Strukturen zur Meldung von Verstößen gegen das Neutralitätsgebot an den Berliner Schulen einführen möchte. Es sei Aufgabe der Schulaufsicht, derartige Verstöße zu ahnden. »Eine private Lösung, die von einer Partei betrieben wird, die dazu geeignet ist, Lehrer bloßzustellen und an den Pranger zu stellen und als politisch unliebsam zu markieren, lehnen wir aus voller Überzeugung ab.«
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!