»Heute war dieser Tag«

Deutschlands Volleyballerinnen besiegen nach einem famosen Comeback Brasilien in der WM-Zwischenrunde

Erst klang es wie eine Durchhalteparole, später wie ein Weckruf. »Wir sind gut«, rief Bundestrainer Felix Koslowski den deutschen Volleyballerinnen gleich in mehreren Auszeiten zu. Beim ersten Mal lag seine Mannschaft im Auftaktspiel der WM-Zwischenrunde gegen Brasilien schon fast aussichtslos zurück. Die ersten beiden Sätze waren verloren gegangen, auch im dritten stand es wieder 18:22. Ob Koslowski da selbst noch glaubte, dass seine Spielerinnen wirklich gut genug waren, darf bezweifelt werden. Er wechselte sogar Hauptangreiferin Louisa Lippmann aus. Doch plötzlich wendete sich die Partie, und Deutschland kam zum Satzgewinn.

Nicht nur das: Die junge Auswahl sollte auch die nächsten beiden Durchgänge und damit das Match gegen die WM-Dritten von 2014 noch drehen. Als der Bundestrainer seine Schützlinge das zweite Mal eindringlich lobte, hatten sie in Satz vier gerade zwei Punkte hintereinander verloren und drohten den Glauben an sich wieder zu verlieren. »Wir führen noch 17:13. Wir. Sind. Gut.« Die Erinnerung an die eigenen Stärken zeigte Wirkung: Wenig später war die erste kleine Sensation dieser Weltmeisterschaft von Japan perfekt.

Endlich zeigt auch ein Ergebnis bei dieser WM, wie gefestigt die junge Mannschaft geworden ist. Sie ist nun sogar in der Lage, Rückstände gegen gute Gegnerinnen aufzuholen. Und auch Koslowski selbst entwickelt sich. Lippmann vom Feld zu nehmen, obwohl die 24-Jährige wahrlich keinen schlechten Tag gehabt hatte, beweist, dass er neues Vertrauen in seine zweite Reihe steckt. Ivana Vanjak, eigentlich Außenangreiferin, wurde im bisherigen Turnier immer als Mittelblockerin eingesetzt und kam jetzt plötzlich als Kurzersatz für Lippmann auf der Diagonalposition zum Einsatz. Und Vanjak brillierte auch dort. Zwei Blöcke zum Ausgleich, zwei Angriffe zum Satzgewinn, und die Wende war eingeleitet. Danach kam Lippmann zurück und dominierte mit insgesamt 31 Punkten den Rest der Partie. Lippmann selbst hatte im nd-Interview vor dem Match noch gesagt: »Wir brauchen mit Blick auf Olympia 2020 einen breiten Kader mit Spielerinnen, die variabel einsetzbar sind.« Mit nur sechs oder sieben festen Größen wird es nichts. Vanjak zeigte nun die geforderte Variabilität - und Koslowski auch.

»Felix hat uns vorher gesagt, dass er in der Geschichte noch nie einen deutschen WM-Sieg gegen Brasilien gefunden hat. Dass uns dies jetzt gelungen ist, ist grandios«, jubelte Kapitän Maren Fromm, die mit 20 Punkten zweitbeste deutsche Spielerin war. In den Sätzen drei und fünf hatte sie gleich mehrere der insgesamt fünf brasilianischen Matchbälle abgewehrt. »Wahrscheinlich gibt es so eine Situation wie heute 100 Mal und sie geht 99 Mal 0:3 aus. Aber heute war dieser eine Tag«, freute sich auch Koslowski. »Hoffentlich können wir uns jetzt noch weiter steigern.«

Der Trainer hatte da schon die nächste Partie an diesem Montagmorgen gegen den bislang verlustpunktfreien Favoriten aus Serbien im Kopf. Die Olympiazweiten haben in diesem Turnier noch nicht einen Satz abgegeben. Eine weitere Steigerung ist also nötig, um auch sie zu ärgern. Für einen Platz unter den ersten Drei der Gruppe ist Deutschland zudem auf Hilfe anderer angewiesen. Das Ziel, unter die Top 10 zu kommen, ist aber fast schon gewiss. »Wir wissen, dass wir jetzt von anderen Ergebnissen abhängig sind, aber wir wollen unseren Teil erledigen und sehen dann weiter«, sagte Fromm.

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