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Mittelmeerklassiker mit argentinischem Akzent

Der FC Valencia ringt Barcelona ein Remis ab. Spiele gegen die Katalanen sind auch immer politisch aufgeladen

Schmähungen gegen Katalonien, hoch lebe Spanien! Beim Fußballspiel zwischen dem CF Valencia und dem FC Barcelona ist der Konflikt schon weit vor dem Anpfiff Thema: in den Fangesängen der Valencianer vor dem Stadion Mestalla, die die wenigen hundert Barcelona-Anhänger locker überstimmen. Dabei wird in Valencia eigentlich auch Katalanisch gesprochen - Valencianisch wird zumindest von Linguisten der gleichen Sprachfamilie zugeordnet. Die meisten Valencianer wollen davon aber nichts wissen, für sie ist Valencianisch eine eigenständige Sprache. Und der FC Barcelona sowie Katalonien sind in Spaniens drittgrößter Stadt zumindest bei den Fans vom CF Valencia alles andere als beliebt, vor allem bei den Ultras aus dem rechtsextremen Spektrum. Für die ist Valencia berüchtigt. An der südöstlichen Mittelmeerküste hält man es mit Spanien und der Landesfahne.

Zwei Tage vor dem Feiertag País Valencià (Land Valencia) am 9. Oktober, der Tag an dem Kultur, Sprache und Geschichte der Region gefeiert werden, stand der sogenannte Mittelmeerklassiker der beiden Hafenstädte an, den Valencia zu Hause seit 2008 nicht mehr gewonnen hatte. Damals gelang im Pokalhalbfinale ein 3:2-Sieg. Valencia gewann danach auch das Endspiel, seitdem aber keinen Blumentopf mehr. Der Verein war, wie die gesamte Stadt, durch die Finanzkrise in schwere Turbulenzen geraten und stand mehrfach kurz vor der Insolvenz. Erst der Einstieg des Investors Peter Lim aus Singapur, der 2014 für 420 Millionen Euro den konkursreifen Laden übernahm, machte den Verein wieder zukunftsfähig.

Erholt und wieder aufgeblüht zeigt sich auch die Stadt. Zum Beispiel dort, wo sie am Meer endet: Valencias hochmoderner Yachthafen gehört zu den Prestigeprojekten städtebaulicher Gigantomanie der vergangenen zwei Jahrzehnte, die fertiggestellt wurden. Das Nou Mestalla, in dem der CF Valencia längst spielen sollte, gleicht hingegen immer noch einer Bauruine. Baubeginn war im August 2007, seit dem Platzen der Immobilienblase im selben Jahr gab es mehrere Baustopps. Ob und wann das 75 000-Zuschauer-Stadion je fertig wird, steht in den Sternen. Als bislang letzten Termin nannte der Verein den Mai 2021. Verschlungen hat die groß geplante Schüssel am nordwestlichen Stadtrand bislang 150 Millionen Euro - die Hälfte der einst veranschlagten Kosten, die längst nicht mehr realistisch sind.

Dass weiter im alten Mestalla, mitten im Herzen der Stadt, gespielt werden muss, ist für Mannschaft und Fans kein Nachteil. Mit seinen steilen Tribünen und seinem Publikum gilt das 55 000 Zuschauer fassende Stadion als eines der stimmungsvollsten Spaniens, 46 249 Menschen waren am Sonntag gekommen - Saisonrekord.

Barça trat in Valencia mit fast derselben Mannschaft an, die am vergangenen Mittwoch in Wembley in einem spektakulären Spiel Tottenham Hotspur in der Champions League mit 4:2 geschlagen hatte. Nach drei schlechten Ligaspielen mit nur zwei von neun möglichen Punkten gegen Gegner der schwächeren Kategorie hatte Trainer Ernesto Valverde schon in London Arthur ins Mittelfeld beordert. Der 22-Jährige ist eine Art brasilianischer Wiedergänger der Barça-Legende Xavi: klein, wendig und ungemein pass- und ballsicher. Das funktionierte in Wembley prächtig, die drei Ps des Barça-Stils (Posesión, Posición, Presión: Ballbesitz, Positionsspiel, Pressing) griffen auch dank Arthur wieder ineinander.

In Valencia dauerte es hingegen, bis der spanische Meister und Pokalsieger das Spiel in den Griff bekam. In der Anfangsviertelstunde schaffte es Valencia immer wieder mit gutem Umschaltspiel, vorzugsweise über den linken Flügel mit dem schnellen Portugiesen Gonçalo Guedes, gefährliche Angriffe zu fahren. Schon der erste führte zu einer Ecke - und die gleich zum Führungstor durch Innenverteidiger Ezequiel Garay.

Als Guedes nach elf Minuten verletzt vom Platz musste, wurde Barcelona besser. Mit minutenlangen Ballstafetten brachte Barça das heimische Publikum in Wallung, das mit wütenden Pfiffen reagierte. In der 22. Minute wurde es still: Lionel Messi traf mit einem platzierten Schuss zum Ausgleich. Barça drückte danach weiter, Valencia kam nur noch selten zu Entlastungsangriffen, doch hundertprozentige Torchancen gab es auf beiden Seiten nicht. So blieb es auch in Halbzeit zwei: Präzision und Kraft ließen bei beiden Teams nach, die intensive Spiele auf der britischen Insel in der Champions League hinter sich hatten. Valencia gelang dabei ein torloses Unentschieden bei Manchester United. Und auch dieses Mal reichte es wieder zu einem Remis, mit dem beide Mannschaften leben können.

Die spanische Liga ist nach acht Spieltagen so offen wie seit Jahren nicht. Der Sechste, der kleine Verein Deportivo Alavés aus der baskischen Hauptstadt Vitoria, der am Sonnabend Real Madrid mit 1:0 bezwungen hatte, liegt gerade mal zwei Punkte hinter dem neuen Tabellenführer FC Sevilla. Die Andalusier haben mit 16 Punkten einen Zähler Vorsprung auf den FC Barcelona und Atlético Madrid. Selbst Real Madrid - seit Wochen torlos - ist als Vierter mit 14 Punkten noch in Schlagdistanz.

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