Einmal längs durch Laos
Läufer wollen Geld für Krankenhäuser in einem der ärmsten Länder der Welt sammeln
Am Sonntag war Start. Kein großer Auflauf, denn wer macht sich schon früh um halb sechs auf die Beine, um ein paar Enthusiasten leibhaftig zu sehen? Noch dazu in der ziemlich abgelegenen Provinz Attapeu im Südosten von Laos. Diese hatte es im August in die Weltnachrichten geschafft, als ein Staudamm brach und die Wassermassen mehr als 100 Menschen in den Tod rissen. Nun sind es ein Handvoll junger Männer, die Spektakuläres vorhaben. Sie wollen Laos in seiner ganzen Länge durchlaufen, von der südlichsten Provinz Attapeu bis zum Nordzipfel Phongsaly. Das sind 1569 Kilometer. Sie wollen die Strecke in 19 Tagen schaffen.
Der Bekannteste unter ihnen ist ohne Zweifel Inthy Deuansavanh. Er hat schon den Iron Man von Zürich erfolgreich absolviert und trainiert eisern. Sein Reisebüro Green Discovery ist bekannt für sportlich herausfordernde Touren im ganzen Land und agiert als Ko-Organisator für den Lauf. Begleitet wird er von Carlo und Carl von den Philippinen und zwei Deutschen. Daniel, der Mann aus Thüringen, will die ganze Strecke schaffen. Martin steigt nach 875 Kilometern in Vientiane aus. »Mein Chef gibt mir nicht länger frei«, sagt er und grinst.
Den Plan für den Lauf hatte es schon vor dem Dammbruch gegeben. Nun bekommt er allerdings eine weitere Bedeutung, denn die Läufer traben nicht nur der Herausforderung wegen über endlosen Asphalt. Sie wollen mit der Aktion Geld für ein Kinderkrankenhaus in der alten Königsstadt Luang Prabang in Nordlaos und für das Provinzkrankenhaus Attapeu sammeln.
Vanpheng vom anderen Ko-Organisator EFG steckt das Ziel dafür hoch: »Bei den 385 Kilometern letztes Jahr von Vientiane nach Luang Prabang erhielten wir 20 000 Dollar für das Kinderkrankenhaus. Bei 1569 Kilometern sollte es schon mehr sein. 50 000 Dollar wollen wir zusammenbekommen.«
So bewegt sich der kleine Tross nun zielstrebig nach Norden. »Das ist zu schaffen«, meint Daniel, der sonst eine kleine Stammkundschaft mit Schwarzbrot versorgt, zuversichtlich. »Wir haben schließlich reichlich trainiert. Nicht nur in der Stadt, sondern auch Berg- und Hitzeläufe.« Doch 100 Kilometer am Tag sind kein Pappenstiel.
In den einzelnen Provinzen werden ihnen Etappenläufer Gesellschaft leisten und ein paar Kilometer gemeinsam mit den Langstreckenexperten rennen. Die größte Gruppe wird es wohl am 15. Oktober geben. Dann kommen die Athleten in der Hauptstadt Vientiane an und werden von einer großen Läufergemeinschaft erwartet. Danach ändert sich der Charakter des Laufs grundsätzlich, denn auf dem Weg in den Norden geht es bis zum Ziel im Wortsinn durch Berg und Tal.
Geht alles nach Plan, dann kommt das Team am 19. Oktober in Luang Prabang an, wo es nach einem Ruhetag am Luang Prabang Half Marathon teilnimmt. Damit verbunden ist die Hoffnung, viele Einwohner und Besucher für den Lauf und die Unterstützung für das lokale Kinderkrankenhaus zu mobilisieren. Das Kinderkrankenhaus ist das einzige im gesamten Norden des Landes. Es wurde im Jahr 2015 aus Spenden der in Laos und Kambodscha tätigen Organisation Friends without a Border errichtet und wird durch internationale Spenden und Freiwillige unterstützt.
Dann geht es weiter bis Ziel in Phongsaly, das am 26. Oktober erreicht wird. Der DDR-Schlagersänger Frank Schöbel sang einst: »Ich geh vom Nordpol zum Südpol zu Fuß.« Nun haben die Läufer in Laos nicht nur die Richtung umgekehrt und die Strecke verkürzt, sie haben auch das Ziel verändert. Statt des sicher erstrebenswerten Kusses in dem Lied von Schöbel soll es dringend benötigte Hilfe geben für die Kinder in einem der ärmsten Länder der Welt, das in diesem Jahr noch dazu von heftigen Überschwemmungen heimgesucht wurde.
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