Geld ist schon mal da
Senat und Wohlfahrtsverbände suchen nach Strategien gegen Wohnungslosigkeit
Für wohnungslose EU-Bürger*innen aus Ost- und Südosteuropa gibt es ein neues Hilfsprojekt: »TRIA« sucht diese Menschen auf und berät sie in ihren Muttersprachen. Getragen wird TRIA von der Caritas, der Berliner Stadtmission und dem Sozialdienst GEBEWO, der auch schon das Projekt »Frostschutzengel Plus« für wohnungslose EU-Bürger*innen leitet.
Anstoß für TRIA gab die erste Strategiekonferenz zur Wohnungslosenhilfe, zu der die Senatsverwaltung für Soziales im Januar eingeladen hatte. Die war einberufen worden, weil die Zahl obdachloser Menschen auf den Straßen der Hauptstadt massiv gestiegen ist. Schätzungen schwanken zwischen 3000 und 10 000 Menschen. Etwa die Hälfte von ihnen sollen EU-Bürger*innen sein. Diese werden Sozialsenatorin Elke Breitenbach (LINKE) zufolge häufig Opfer von Arbeitsausbeutung und werden mit falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt.
Neben der Einrichtung konkreter Projekte entwickelten Vertreter*innen von Wohlfahrtsverbänden und sozialen Trägern seit der ersten Strategiekonferenz eine Liste von Handlungsempfehlungen. Diese wurden am Mittwoch auf der zweiten Strategiekonferenz diskutiert. Ergebnisse lagen bis Redaktionsschluss nicht vor.
Bereits seit 2015 hat Berlin die Fördermittel für Projekte der Wohnungslosenhilfe aufgestockt. Den größten Anstieg gab es der Senatsverwaltung für Soziales zufolge von 2017 auf 2018: Von knapp 4,2 auf 8,1 Millionen Euro wurden sie fast verdoppelt.
Als Ergebnis der ersten Strategiekonferenz sollen Angebote für besonders schutzbedürftige Personengruppen - neben den EU-Bürger*innen sind das junge Obdachlose, Frauen und Familien, Homo-, Trans- und Intersexuelle (LGBTI) - weiter ausgebaut werden.
Weiteres Ergebnis der ersten Strategiekonferenz ist die Ausweitung der Kältehilfe: Die Notunterkünfte wurden in diesem Jahr einen Monat früher - im Oktober - geöffnet und bleiben einen Monat länger - bis April - bestehen. Wie im letzten Winter sollen laut Senatsverwaltung rund 1000 Kälteplätze geschaffen werden. Dafür wurde eine neue Koordinierungsstelle eingerichtet, die versucht, neue Standorte für Unterkünfte zu finden. Ob als zusätzliches Angebot auch wieder einige U-Bahnhöfe geöffnet sein werden, ist noch nicht abschließend geklärt. Am 15. Oktober trifft sich Senatorin Breitenbach zu diesem Thema mit der Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe, Sigrid Nikutta. »Wir halten es für notwendig, dass es U-Bahnhöfe gibt, die geöffnet haben«, sagte Breitenbach vorab. Menschen mit Hunden etwa würden nicht in Notunterkünften aufgenommen. Gleichzeitig räumte sie ein, dass es hygienische sowie Sicherheitsprobleme gebe, wenn Menschen in U-Bahnhöfen schlafen.
Trotzdem reichen die Plätze nicht aus. Zu den Obdachlosen kommen noch zahlreiche Wohnungslose, die kein festes Dach über dem Kopf haben. »Wir rechnen mit 47 000 Menschen, die in den nächsten Jahren untergebracht werden müssen«, hatte die Sozialsenatorin im Juli dieses Jahres gesagt.
Auch in der Wrangelstraße 12, einer Notunterkunft, in der wohnungslose Familien einige Wochen bleiben können, werden monatlich 20 bis 60 Familien abgelehnt. Das sagte Mitarbeiterin Merle Mangels am Mittwoch vor Journalisten.
Der Mangel an Unterkunftsplätzen werde durch steigende Mieten verstärkt, Vermieter seien strenger geworden, sagt Viola Schröder, Leiterin der Notunterkunft in der Wrangelstraße. Schneller als vor zehn Jahren setzten Vermieter etwa wegen zweimal nicht gezahlter Miete Zwangsräumungen durch. Senatorin Breitenbach fügt hinzu: »Jede Wohnung, die heute geräumt wird, kann morgen auch teurer vermietet werden als vorher.« Als Konsequenz habe der Senat die AV Wohnen angepasst, in der Sozialleistungen geregelt werden. Alleinerziehenden mit Kindern stehen nun pro Person mehr Wohnfläche zu.
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