• Berlin
  • Meldeplattform für Lehrer

Stinkbombe im Schulhaus

Tomas Morgenstern findet, dass Lehrer keinen politischen Vormund brauchen

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 2 Min.

Die AfD traut den Lehrern nicht, sie vermutet politische Feinde in deren Reihen und bringt jetzt Schüler und Eltern gegen sie in Stellung. Die sollen, wenn so ein Pauker zu weit links argumentiert oder die AfD nicht gut wegkommen lässt, gleich auf deren neuen Meldeplattformen Alarm schlagen. Immer dann, wenn aus Sicht der Blau-Roten in Klassen- und Lehrerzimmern das Neutralitätsgebot gefährdet scheint, darf, nein, soll künftig gepetzt werden.

Es ist ja wirklich nicht so, dass jeder Lehrer in jeder nur denkbaren Situation im Umgang mit seinen Schülern stets den richtigen Ton trifft, das richtige Argument findet oder das rechte Augenmaß walten lässt. Das kann dann bei diesen zu Missverständnissen führen und Angst- oder Trotzreaktionen oder eben auch falsche Schlussfolgerungen auslösen.

Sind die Schüler etwas reifer, sollten sich Missklänge und leichte Kontroversen, sofern sie nicht im Unterricht ausgeräumten werden konnten, in der Regel meist danach direkt ausdiskutieren lassen - ein funktionierendes Vertrauensverhältnis vorausgesetzt. Hapert es daran, werden Eltern, Mitschüler und Lehrkörper sowie deren Vertretungen zurate gezogen. Das ist erprobte Berufspraxis an den Schulen, so werden die meisten Konflikte gelöst.

Dass die Lehrpläne, wie vom Gesetzgeber vorgeschrieben, ideologiefrei sind, heißt übrigens nicht, dass an den Schulen auch in Berlin und Brandenburg keine politisch denkenden Menschen erzogen würden. Basis politischer Bildung sind auch dort die im Grundgesetz verankerten Normen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Ist es nicht eher das, was der AfD nicht schmeckt? Diese Partei ist kein Diskriminierungsopfer. Ihr geht es um Einfluss an den Schulen. Über die Petzportale versucht sie, Lehrer zu verunsichern. Wie armselig!

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