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Antiwerbung für das große Bauhaus-Jubiläum
Debatte um abgesagten Auftritt der linken Punkband vor Beginn der Feierlichkeiten hält an
Leipzig. Schlechter Start für das große Bauhaus-Jubiläum: Zwei Monate vor dem offiziellen Beginn der Feierlichkeiten zum hundertsten Gründungsgeburtstag beherrscht die Debatte um den Auftritt der Punkrockband Feine Sahne Fischfilet die Schlagzeilen. Immerhin: Nach einigen Absagen steht dem geplanten Konzert in Dessau nun offenbar nichts mehr im Weg, nachdem das Anhaltische Theater und die Stadt ihre Unterstützung signalisierten. Nach Chemnitz oder Dresden steht die Causa Bauhaus aber einmal mehr für die derzeitige politische Zerrissenheit der Gesellschaft.
Das Staatliche Bauhaus in Weimar war eine legendäre Kunstschule mit großem Einfluss auf Architektur, Kunst und Design im 20. Jahrhundert. Am 1. April 1919 wurde das Bauhaus in Weimar gegründet und gelangte binnen wenigen Jahren zu Weltruhm. Aber schon 1925 wurden die Künstler vertrieben, sie fanden vorübergehend im anhaltischen Dessau eine neue Heimat.
Unter dem Druck der Nationalsozialisten mussten die Bauhaus-Künstler aber 1932 auch aus Dessau verschwinden. Der Versuch, die Schule in Berlin zu privatisieren, scheiterte ein Jahr später. 1933 wurde das Bauhaus ganz aufgelöst. Die Nationalsozialisten hatten den modernen und internationalen Ansatz des Bauhauses in Deutschland erstickt.
Rechts, links oder andere
Thomas Blum findet, das Bauhaus in Dessau agiert erstaunlich geschichtsvergessen
Es ist auch dieses Erbe, das die aktuelle Debatte in einen speziellen Fokus rückt. Die Absage der Stiftung Bauhaus Dessau für ein Konzert von Feine Sahne Fischfilet in der vergangenen Woche löste daher teils heftige Reaktionen aus. Das ZDF hatte ein Konzert zum aktuellen Album der Band in den Räumen des Bauhauses aufzeichnen wollen.
Die Punkrockband aus Mecklenburg-Vorpommern engagiert sich seit Jahren gegen Rechtsextremismus. Ihr werden aus früherer Zeit gewaltverherrlichende Texte vorgeworfen, von denen sich die Band aber inzwischen distanzierte. Auch wurde sie 2011 im Verfassungsschutzbericht des Landes als linksextremistisch aufgeführt. Nach den rechtsextremen Ausschreitungen in Chemnitz trat die Band dort Anfang September auf einem Solidaritätskonzert gegen rechts auf, was von den Rechten, aber auch von CDU-Politikern kritisiert wurde.
Die Bauhaus-Stiftung begründete die Konzertabsage nun damit, sie wolle politisch extremen Positionen - »ob von rechts, links oder andere« - keine Plattform bieten. Zudem verwies die Stiftung auf Drohungen von Rechtsextremen und befürchtete Ausschreitungen. Sowohl AfD als auch CDU und auch die Landesregierung unterstützen die Absage.
Auf der anderen Seite gab es ebenso viel Unverständnis. Gerade wegen seiner Vergangenheit dürfe das Bauhaus nicht entpolitisiert werden, warnte etwa der Deutsche Kulturrat. Geschäftsführer Olaf Zimmermann sprach von einem »absolut falschen Signal«.
Der Weimarer Bauhaus-Professor Max Welch Guerra warf der Dessauer Stiftung Geschichtsvergessenheit vor. Angesichts der Geschichte sei er »unglücklich darüber, dass eine Bauhaus-Institution sofort dem rechten Druck nachgibt«. »Das war ein schlechter Auftakt für das Bauhaus-Jahr«, sagte Guerra in einem Zeitungsinterview.
Am späten Montag dann der Schwenk: Das Anhaltische Theater, das der linken Band zuvor keine Bühne geben wollte, sagte Feine Sahne Fischfilet Unterstützung für den am 6. November geplanten Auftritt zu. »Dem Theater ist bewusst, dass Versuchen, die Kunst zu behindern, jederzeit entgegengetreten werden muss - auch und gerade in der politischen Auseinandersetzung«, teilte die Theaterleitung mit.
Und auch die Bauhaus-Stiftung gibt sich inzwischen selbstkritisch. Man habe den Neonazis keine Plattform bieten wollen. Allerdings sei genau das Gegenteil geschehen. Das Bauhaus sei »ein internationaler, offener und transparenter Ort gesellschaftlicher Debatten im Sinne des historischen Bauhauses«, erklärte Stiftungsdirektorin Claudia Perren. Dieser Debatte werde sich die Einrichtung auch jetzt stellen.
Am Mittwoch nun will der Bauhaus-Verbund in Berlin das Programm für die im Januar beginnenden Feierlichkeiten vorstellen. Verbunden ist damit sicher auch die Hoffnung, den Fokus jetzt wieder auf den Kern dieses »Ereignisses mit internationaler Strahlkraft« zu richten. AFP/nd
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