Räte oder Parlament?
Das Preußische Abgeordnetenhaus ist zweimal in der Revolution Schauplatz bedeutender Ereignisse: Vom 16. bis 20. Dezember 1918 tagt hier der Reichsrätekongress. Die Delegierten der Arbeiter- und Soldatenräte aus ganz Deutschland - mehrheitlich SPD-Mitglieder, weniger als 20 Prozent vertreten die USPD und den Spartakusbund - votieren mit 400 zu 50 Stimmen gegen das Rätesystem und für die Wahl einer bürgerlich-demokratischen Nationalversammlung im Januar 1919. Richard Müller, der Vorsitzende des Berliner Vollzugsrates, der sich leidenschaftlich für die Rätemacht Bresche warf, klagt hernach, »von revolutionärer Luft war da nichts mehr zu merken.« Er gesteht, »dass dieser Kongress zu einem politischen Selbstmörderklub werden würde, das habe ich nicht geglaubt«. Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg haben kein Mandat erringen können und dürfen auch nicht mit beratender Stimme teilnehmen. Zehn Tage später heben beide am gleichen Ort die Kommunistische Partei Deutschlands aus der Taufe, die Rosa Luxemburg und Leo Jogiches lieber Sozialistische Arbeiterpartei genannt hätten. Dennoch ruft die polnisch-deutsche Revolutionärin freudig aus: »Wir sind wieder bei Marx, unter seinem Banner.« Auch auf dem Gründungskongress der KPD gibt es heftige Kontroversen pro und kontra Nationalversammlung. ves
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.