Verhöhnung aller NS-Opfer

Marie Frank findet die rechte Provokation unerträglich

  • Marie Frank
  • Lesedauer: 2 Min.

Vor 80 Jahren, in der Nacht des 9. November 1938, brannten in Deutschland die Synagogen. An diesem Tag wurden mindestens 91 Menschen ermordet, 1200 Synagogen und Gebetshäuser in Brand gesteckt und 7500 Geschäfte zerstört. In den darauffolgenden Tagen wurden über 30 000 Jüdinnen und Juden verhaftet und in Konzentrationslager verschleppt. Spätestens an diesem Tag konnte jeder sehen, dass Antisemitismus und Rassismus bis hin zum Mord in Deutschland staatsoffiziell geworden waren. Die Nacht des 9. November war der Auftakt zum größten Völkermord in Europa.

Dass ausgerechnet an diesem Tag Rechtsextreme zu einem nächtlichen Aufmarsch durch Berlins Mitte aufrufen und eine geschichtsrevisionistische Täter-Opfer-Umkehr betreiben, ist an Widerlichkeit kaum zu überbieten. Die Ereignisse des 9. November 1938 sind eine Mahnung für die Gegenwart und Zukunft. Wenn 80 Jahre später erneut gewaltbereite Nazis ihre menschenverachtende Ideologie auf die Straße tragen, wird spätestens jetzt klar: Deutschland, du hast ein ernsthaftes Problem. Und das kommt nicht von links oder von außen. Nein, wie schon Reichskanzler Joseph Wirth 1922 vergeblich mahnte: Der Feind steht eindeutig rechts.

Die Zeit von »Wehret den Anfängen« ist längst vorbei; es gilt, das Schlimmste zu verhindern. Wer nicht will, dass sich die Geschichte wiederholt, muss sich den rechten Umtrieben entgegenstellen - in Wort und Tat.

Sicher ist die Versammlungsfreiheit ein hohes Gut. In Zeiten des Rechtsrucks wäre es jedoch angebracht, dass der Staat ein Zeichen setzt und es nicht zulässt, dass die Opfer des Nationalsozialismus von Neonazis verhöhnt werden. Es ist höchste Zeit, dass sich der Berliner Senat zum antifaschistischen Grundkonsens bekennt und mit einem Verbot klarstellt, dass das Gedenken an die ermordeten Jüdinnen und Juden wichtiger ist als geschichtsrevisionistische Propaganda.

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