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Nur mit Sonnenkraft auf der Spree
Ein neuer Anbieter will 2019 mit Solar-Katamaranen Berlins Fahrgastschifffahrt aufmischen
48 Solarmodule speisen eine Batteriebank mit einer Leistung, die der von 52 Elektroautos entspricht. Zwei 45-kW-Motoren treiben das 36 Meter lange und sieben Meter breite Fahrgastschiff in Katamaranbauweise an. Florian Lewerken drückt auf die Fernbedienung. Langsam dreht sich die 3-D-Animation auf dem Bildschirm, der auf dem wesentlich kleineren Solarschiff »Solon« der Berliner Firma SolarWaterWorld AG aufgestellt ist.
Florian Lewerken von der Werft Kiebitzberg in Havelberg (Sachsen-Anhalt) zeichnet gemeinsam mit seinem Vater Andreas für den Bau von zwei neuen, rein elektrisch betriebenen Fahrgastschiffen verantwortlich. Bestimmt sind sie für ein Joint Venture der SolarWaterWorld und dem Berliner Fahrgast-Platzhirsch Stern und Kreis Schifffahrt um. Bis zu 180 Personen sollen auf den flexibel designten Schiffen Platz haben.
»Das hat bisher noch keiner gemacht«, sagt Andreas Behrends, Geschäftsführer der »Stern und Kreis Schifffahrt«. »SolarCircleLine war für uns die unerwartete Chance, uns auch in der innovativen Solar-Technologie zu engagieren. Die Idee und Vision hat uns sofort begeistert.« An Sonnentagen sollen die Schiffe ausschließlich mit der aufgefangenen Sonnenenergie fahren können.
Das als Kooperation zwischen den beiden ungleichen Firmen organisierte neue Unternehmen SolarCircleLine soll die erste Berliner Reederei werden, die auf Fahrgastschiffe setzt, die zu 100 Prozent solar-elektrisch betrieben sind. Bisher werden die meisten Fahrgastschiffe, die im Minutentakt über die Berliner Gewässer fahren, mit Diesel betrieben. Im Schnitt verbrauchen sie 20 Liter des fossilen Kraftstoffs pro Stunde. Der Einsatz von Partikelfiltern oder Katalysatoren sind die Ausnahme. Auch von den 31 Schiffen der Stern-und-Kreis-Schifffahrt-Flotte seien derzeit nur vier damit ausgerüstet. Die Gründe dafür sind laut Geschäftsführer Behrens vielfältig. Da es keine Lösung »von der Stange« gebe, müsse beispielsweise für jeden der beiden Antriebe an Bord ein eigenes Abgasreinigungssystem installiert werden - mit Kosten jenseits der 100 000 Euro. Kürzlich habe er ein Angebot für die Umstellung eines seiner Schiffe auf Hybridantrieb erhalten, sagt er kopfschüttelnd: »Die Umrüstung hätte danach genauso viel gekostet, wie ein neues Schiff. Das ist wirtschaftlich nicht umsetzbar.«
Geschwungene Formen außen und innen, akzentuierende Lichteffekte, modernes und flexibles Interieur. »Wir wollten ein luftiges Yachtfeeling schaffen, das für Fahrgastbetrieb, Hochzeitsfeiern und Konferenzen auf dem Wasser gleichermaßen funktioniert. Natürlich barrierefrei«, beschreibt Louise Ahrens, Managerin bei SolarWaterWorld, die Idee für die zwei neuen Schiffe - über den ökologischen Aspekt hinaus. Doch die Suche nach einer Werft sei schwierig gewesen, bei klassischen Herstellern seien sie mit ihren innovativen Ideen abgeblitzt. Die Havelberger Werft, die rund 100 Mitarbeiter beschäftigt, fertigt nun den Schiffsrumpf aus computergesteuert gefrästem Aluminium. Technische Ausstattung und Möbelbau in eigener Tischlerei - alles kommt aus einer Hand.
»Der Bau von solchen Schiffen ist immer Prototypenbau«, so umreißt Andreas Lewerken von der Kiebitzberg-Werft die Herausforderung. Quasi jede Woche sei man in engem Kontakt mit der zuständigen Zulassungsbehörde, um sich abzustimmen. Für elektrisch betriebene Fahrgastschiffe fehlten zum Teil sogar noch gesetzliche Vorgaben, so der gelernte Tischlermeister. Es gebe allein Hunderte verschiedene Modelle von Lithium-Ionen-Batterien, mit unterschiedlichen elektrischen Werten, die sich auch noch jährlich änderten.
Auch Louise Ahrens berichtet von Schwierigkeiten mit Genehmigungen. »Die Genehmigung unseres Stegs mit Stromlademöglichkeit in der Nähe der Oberbaumbrücke musste von sieben Behörden genehmigt werden, und es hat sechs Jahre gedauert, bis wir ihn dieses Jahr endlich in Betrieb nehmen konnten.« Ökostrom bekommen die Pioniere - noch provisorisch verlegt - über ein benachbartes Hotel.
Auch Andreas Behrens ist nicht sonderlich gut auf die Genehmigungspraxis der Behörden zu sprechen: »Wenn es möglich wäre, würde ich unsere gesamte Flotte auf Wasserstoffantrieb umstellen. Aber ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass eine Wasserstofftankstelle am Treptower Hafen genehmigt würde.« Es käme wohl auf einen Versuch an.
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