Glühwein und Argumentationshilfen
Kiezprojekt lädt zum »Antirassistischen Wintermarkt 2.0« in Pankow ein
Erneut veranstaltet das »Unabhängige Jugendzentrum Pankow« (JUP) in Kooperation mit dem selbstverwalteten Jugendclub »Bunte Kuh e. V.« einen »Wintermarkt«. Der Begriff ist bewusst gewählt: Man achte allgemein sehr auf das »Wording«, also auf das bewusste Wählen der Begriffe. Niemand soll ausgeschlossen und möglichst alle im Kiez sollen angesprochen werden. »Wintermarkt« sei da in der Ansprache inklusiver.
Wir wollen »diskriminierungs-arm« miteinander umgehen, sagt Jana. Sie ist Teil des dreiköpfigen Teams, das das Projekt organisiert. »JUP« ging 1989 aus der Besetzung eines leer stehenden Gebäudes durch einige Jugendliche hervor. Ein Jahr später gründete sich der Verein, seit 1991 wird das JUP als freier Träger der Jugendhilfe vom Bezirksamt Pankow gefördert. Neben dem Café »Stilbruch« bietet das Projekt im 2004 sanierten Gebäude vielerlei Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene. Diverse Räume, wie ein Atelier, Sporträume und eine Siebdruckwerkstatt bieten Möglichkeiten zur Teilhabe und kreativen Entfaltung. Ebenso wurden ein Proberaum und ein Tonstudio eingerichtet, in dem Musik, Hörspiele und Radiobeiträge aufgezeichnet und bearbeitet werden können. Das Haus sieht sich selbst als Freiraum, in dem sich jeder einbringen, Verantwortung übernehmen und Dinge mitgestalten kann. In diesem Rahmen werden auch unterschiedliche Kurse und Projekte angeboten.
Am Freitag findet auch ein Argumentationstraining gegen rechte Parolen statt. In diesem Workshop werden Beispiele durchgespielt und Strategien vermittelt, wie man sich gegen die Argumentationsstrategien der neuen und alten Rechten zur Wehr setzen kann. Dekonstruiert werden dabei Systematiken wie das »Themen-Hopping«: Dabei werden diverse Themen in eine Aussage gezwängt, nur oberflächlich diskutiert. Sie schüren beim Leser damit diverse Ressentiments, bringen Sachverhalte in einen anderen Kontext, und in Verbund mit Scheinargumenten ist es fast unmöglich, auf alle Einzelpunkte einzugehen. Man kann sich beispielsweise durch Benennung dieser Strategie oder durch das Festnageln auf einen einzelnen Punkt und konsequentes Argumentieren dagegen zur Wehr setzen.
Erfahrungen mit Übergriffen von Rechten hat das Projekt nicht nur verbal sammeln müssen: Am 18. September dieses Jahres gab es einen Vorfall, bei dem ein betrunkener Mann hangreiflich wurde, sogar die eintreffende Polizei sexistisch beleidigte und »Ich bin Deutscher in Deutschland!« brüllte. Deshalb wurde die Kampagne »Sicherheit im JUP« initiiert, und der Verein sammelt Spenden, damit das Haus technisch geschützt werden kann. Auch deswegen soll die Veranstaltung ein stärkendes Moment sein, welches in die Nachbarschaft ausstrahlt.
Neben Infoständen, diversen Aktivitäten wie ein Siebdruck-Workshop, Kinderpunsch und Glühwein, findet am Freitag ab 20 Uhr auch ein Konzert mit der queerfeministischen Rapperin Lady Lazy und DeFranzy statt. Ab 22 Uhr wird aufgelegt und getanzt. Zu finden ist der Wintermarkt in den Räumen des JUPs in der Florastraße 84 in Berlin. Essen gibt für eine Spende.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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