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Abends grüßt die Giraffe
David Grossmans Geschichten bereiten Kleinen und Großen viel Vergnügen
Rachelis Freundin hat nie jemand gesehen, nie konnte man ein Wort von ihr vernehmen. Sie nennt sie Hadass. Beim Abendessen bekommt Hadass eine kleine Extraportion vom Kompott, zum Baden nehmen Rachelis Eltern zwei Schwimmringe mit, damit sie nicht ohne Schutz ins Meer gehen muss. Und beim Zubettgehen bekommt die kleine unsichtbare Geheimnisvolle eine Stoffpuppe aus Guatemala unter das Kopfkissen, weil diese ja bekanntlich die Angst vor der Dunkelheit vertreibt. Hadass fürchtet sich, wenn das Licht ausgeschaltet wird, erklärt Racheli ihrem Vater besorgt.
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David Grossman: Giraffe und dann ab ins Bett!
Gutenachtgeschichten. A. d. Hebr. v. Anne Birkenhauer u. Mirjam Pressler. Ill. v. Henrike Wilson. Hanser, 111 S., geb., 15 €.
Doch eines Nachts kann Racheli nicht einschlafen. Ihre Gedanken hüpfen normalerweise wie weiche kleine Hunde immer im Kreis, bis ihre Augen zufallen. Dieses Mal aber waren sie schwer wie Steine und hörten nicht auf, sich zu drehen. Racheli trifft eine Entscheidung. Sie will sich von Hadass verabschieden und bittet ihren Vater um Hilfe. Gemeinsam laufen sie durch die Dunkelheit zu einem kleinen Haus, in dem Racheli die unsichtbare Freundin vermutet. Gute Nacht, rufen sie ihr aus der Ferne zu. Und plötzlich übermannt Racheli die Müdigkeit. In den Armen des Vaters schläft sie ein.
Nicht alle Geschichten, die sich der bekannte israelische Schriftsteller David Grossman ursprünglich für seine eigenen Kinder ausdachte und die in diesem Band versammelt sind, haben diese philosophische Dimension. Einige sind lehrreich wie jene von einem kleinen Mädchen, das eines Tages beschließt, im Bett liegen zu bleiben. Und zwar für lange. Der Papa zetert komischerweise nicht. Er erklärt ihr nur ganz ruhig, was aus all ihren Kindergartenfreunden wird, während sie in ihren Kissen liegend ewig klein bleibt.
Manche Erzählungen beschreiben die Welt aus der Sicht der Kleinsten. So spaziert ein kleiner Junge in den Bildern herum, die an seiner Zimmerwand hängen. Andere wiederum sind nur lustig. Henrike Wilson, erfolgreiche und preisgekrönte Illustratorin, hat auf ihren Bildern sparsam, aber treffsicher hinzugefügt, was der Text schon erahnen lässt. So sind Racheli und ihr Vater beim abendlichen Abschied von Hadass ganz ernst und gedankenschwer unterwegs. Zur witzigen Titelgeschichte von der Giraffe zeichnet Henrike Wilson einen feixenden Dackel. Es gibt nämlich gar kein Tier unter dem blauen Handtuch, das Ruthis Papa jeden Abend aus dem Bad ins Kinderzimmer schleppt. Dreimal darf geraten werden, wer sich in dem Zappelhaufen befindet.
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