Ärzte ohne Grenzen gibt Regierungen Mitschuld an Toten

Mehr als 2160 Migrant*innen 2018 im Mittelmeer ums Leben gekommen/ Ärzte ohne Grenzen wirft Europäischen Regierungen vor, sie sabotierten private Seenotrettung

  • Lesedauer: 2 Min.

Marrakesch. Die Präsidentin von Ärzte ohne Grenzen, Joanne Liu, hat den europäischen Regierungen eine Mitschuld für den Tod von Tausenden Menschen im Mittelmeer gegeben. Sie sabotierten private Rettungsinitiativen vor der libyschen Küste und »verschwören« sich damit gegen Such- und Rettungsaktionen, sagte Liu auf der UN-Migrationskonferenz im marokkanischen Marrakesch am Dienstag.

Liu kritisierte auch das erzwungene Ende der Einsätze des Schiffes »Aquarius«, auf dem auch MSF an der Rettung Zehntausender Menschen seit 2016 beteiligt war. »Leben zu retten, ist kein Verbrechen«, sagte Liu. Die rechte italienische Regierungspartei Lega wirft den NGOs dagegen unter anderem vor, sie unterstützten mit ihren Einsätzen das Geschäft von Menschenschleppern.

Die Hilfsorganisation SOS Méditerranée beendete den Einsatz der »Aquarius« wegen »gezielter politischer Angriffe«. Vor allem die italienische Regierung machte Rettungen zuletzt so gut wie unmöglich, weil sie die Häfen für private Rettungsschiffe schloss. Dem Schiff wurde zweimal die Flagge entzogen. Zuletzt warfen italienische Behörden der NGO vor, illegal Müll in Italien entsorgt zu haben, und drohten mit der Beschlagnahmung des Schiffs.

Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration sind 2018 bereits mehr als 2160 Migrant*innen bei der Fahrt über das Mittelmeer ums Leben gekommen. Auf der laut UN tödlichsten Route zwischen dem Bürgerkriegsland Libyen und Italien ist die Überfahrt dieses Jahr noch gefährlicher geworden. Zwischen Januar und Juli kam nach UN-Angaben jeder 18. Migrant ums Leben, im September war es bereits jeder achte. Das UNHCR erklärt die hohe Todesrate mit der geringen Präsenz von zivilen Rettungsschiffen vor Libyen. dpa/nd

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