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»Ungewaschen sind sie harmlos«
Regina Stötzel fragte Dr. Steffen Schmidt nach Brillenputztüchern.
Ich habe seit drei Jahren eine Brille. Die ist immer fettig, wird aber mit dem Brillenputztuch immer wieder sauber. Wie funktioniert das?
Diese Brillenputztücher, diese neumodischen, sind sogenannte Mikrofasertücher, und das ist eine ziemlich raffinierte Geschichte. Es sind keine Naturfasern, was der Haken ist, sondern aus Polyester oder Ähnlichem, und die sind erstens sehr fein, viel feiner als Seidenfasern, und zweitens haben die winzige Hohlräume, Öffnungen quasi, auf der gesamten Länge.
Dr. Steffen Schmidt, Jahrgang 1952, ist Wissenschaftsredakteur des »nd« und der Universalgelehrte der Redaktion. Auf fast jede Frage weiß er eine Antwort - und wenn doch nicht, beantwortet er eine andere.
Das heißt, der Schmutz wird eingeschlossen?
Der wird von diesen Hohlräumen mit weggezogen, gerade Fett. Aber ewig hält das nicht. Dass das bei dir schon drei Jahre geht, wundert mich. Wahrscheinlich putzt du nicht genug.
Es ist ja nur eine Lesebrille! Aber das heißt, diese Hohlräume sind irgendwann wirklich voll?
Irgendwann ist das Zeug auch mal dreckig.
Und ist dann das Tuch hinüber oder kann man es waschen?
Eigentlich kann man die Dinger waschen, allerdings sollte man auf Weichspüler verzichten. Das ist wie mit dieser Funktionskleidung, die ist oftmals auch aus Mikrofasern und hat ähnliche Ansprüche an die Wascherei.
Funktionieren die Tücher auch bei anderen Sachen? Wenn ich zum Beispiel Spaghetti esse ... werden dann die Hohlräume mit Spaghetti-Sauce gefüllt?
Wenn du die vom Tisch abwischst … Aber es gibt auch Küchenlappen auf Mikrofaserbasis.
Und Kleidung?
Bei Kleidung ist die Mikrofaser wahrscheinlich nicht ausreichend, da gibt es dann die Möglichkeit, sie mit fettabweisenden Beschichtungen auszustatten. Allerdings sind das dann auch so Substanzen, wo sich alle darüber beklagen, dass sie ewig in der Umwelt bleiben.
Das heißt, Brillentücher sind nicht gerade gesund für die Umwelt?
Solange sie nicht gewaschen werden, sind sie sicherlich harmlos. Aber wenn sie gewaschen werden, verlieren sie Fasern, wie jeder Stoff, der eine Schnittkante hat. Und die sind dann das berühmt-berüchtigte Mikroplastik, das in den Abwässern landet und nur zum Teil in den Klärwerken hängenbleibt. Da geht dann relativ viel bis ins Meer und kommt irgendwann, wenn wir Pech haben, mit dem Fisch zurück. Da bin ich fein raus, ich mag keinen Fisch.
Ich schon … Wie putzt du also deine Brille?
Ich putze auch mit so einem Lappen und habe ihn auch schon mal gewaschen.
Mit welchem Ergebnis?
Ich glaube, er hat danach nicht mehr ganz so gut funktioniert. Perfekt ist, was die beim Optiker haben. Ultraschallreinigung im Bad. Aber das ist für zu Hause dann doch ein bisschen Kanonen auf Spatzen.
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