Attacken und Debatten

Im Hambacher Forst ist es um Weihnachten zu mehreren Attacken auf RWE-Einrichtungen gekommen / Unterstützer der Besetzungen diskutieren jetzt über Gewalt und Militanz

  • Sebastian Weiermann
  • Lesedauer: 3 Min.

»Keine 'stille heilige Nacht' im Hambacher Forst - wieder Polizeieinsatz nach mehrfachem Molotowcocktail- und Steinbewurf«, so betitelt die Aachener Polizei eine Meldung die früh am ersten Weihnachtsfeiertag veröffentlicht wurde. Nach Angaben der Polizei hätten in der Weihnachtsnacht »mehrere vermummte Personen« den Stützpunkt der RWE-Sicherheitsmänner mit Molotow-Cocktails und Steinen angegriffen. Zwei Fahrzeuge sollen dabei in Brand geraten sein. Auch die hinzugeeilte RWE-Werksfeuerwehr soll durch Steinwürfe attackiert worden sein. Noch in der Nacht folgte ein größerer Polizeieinsatz, ein Hubschrauber kreiste über dem Wald.

Aktivisten aus den Besetzungen des Hambacher Waldes erklärten auf »nd«-Nachfrage, dass sie von Angriffen auf die Einrichtungen von RWE in der Nacht nichts mitbekommen und sich über den Polizeieinsatz gewundert hätten. Allgemein soll die Stimmung am »Heiligen Abend« im Wald eher besinnlich gewesen sein. Bei Kerzenlicht wurden Weihnachtslieder gesungen. Dass es Angriffe in der Nacht gab, ist allerdings unstrittig. In den sozialen Netzwerken veröffentlichten RWE-Unterstützer Bilder und Videos, auf denen fliegende Brandsätze zu sehen sind. Auf Indymedia tauchte am ersten Weihnachtsfeiertag das Bekennerschreiben einer »Hambi Chaos Crew« auf. Darin wird vom Angriff auf eine Pumpstation gesprochen, der erfolgt sei, damit »der Wald ein bisschen Wasser zurück bekommt, dass der Kohleabbau ihm klaut.«. Auch von Steinwürfen und »zerbrechendem Glas« ist in dem Schreiben die Rede. Man hasse »Bullen und Secus« und werde »ihnen nie vergeben«.

Im Nachgang zum Angriff und eine ähnliche Attacke, die schon in der Nacht von Freitag auf Samstag erfolgte, ist im Unterstützerkreis des Hambacher Forsts eine Debatte über Militanz ausgebrochen. Die Initiative »Buirer für Buir«, verurteilt die Angriffe auf ihrer Facebookseite, in dem Statement heißt es: »Wir gehen davon aus, dass diejenigen, die für diese unmöglichen Übergriffe verantwortlich sind, von außen kommen. Mit welcher Intention, darüber lässt sich nur spekulieren. Es wäre gut, wenn diese Menschen von der Polizei gefasst werden, damit klar wird, welchem Täterkreis sie wirklich zuzuordnen sind.« In eine ähnliche Richtung gehen viele weitere Statements von Hambi-Sympathisanten, die eine Verschwörung wittern. Nur RWE habe ein Interesse an einer Eskalation, heißt es immer wieder und die Menschen im Wald seien doch so nett.

So einfach ist es allerdings nicht. Ein Hambi-Aktivist, der sich auf Twitter »Waldretter« nennt, schreibt über Aktivisten aus Portugal und Frankreich, die für die Angriffe verantwortlich seien. Er wolle sich jetzt zurückziehen, bis man sich im Wald eindeutig zur Gewaltfrage positioniert habe. Mittlerweile hat der Nutzer alle Tweets gelöscht. Auf dem Blog des Hambacher Forstes wird derweil daran erinnert, dass es im Wald schon immer militante Aktionen gab, nun werde das »Theaterstück der Distanzierungen und Empörung« aufgeführt. Der unbekannte Autor schlägt vor, alle »Aktionsformen« zum Erhalt des Waldes zu akzeptieren: »Ob Molotowcocktail oder Rechtsstreit mit RWE«.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.