Rekord beim Kindergeld: 15 Millionen erhalten Leistung

Bis Dezember wurden 33 Milliarden Euro Kindergeld ausgezahlt, davon 6,9 Milliarden an ausländische Empfänger / Grund: Immer mehr Arbeitsmigranten aus der EU in Deutschland

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Die Zahl der Kindergeldbezieher wird in diesem Jahr mit über 15 Millionen einen neuen Rekord erreichen. Bis Ende November gab es 15,35 Millionen Kinder, die die Leistung vom deutschen Staat erhielten. Das geht aus einer Statistik der Familienkasse hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Ende 2017 waren es erst 14,97 Millionen Kinder mit Kindergeldbezug. Auch die Zahl der ausländischen Kinder, für die eine Unterstützung gezahlt wird, stieg weiter an: auf rund drei Millionen - nach 2,8 Millionen Ende 2017.

Insgesamt stieg die bis November ausgezahlte Kindergeldsumme auf 33,8 Milliarden Euro an, davon entfielen 6,9 Milliarden Euro auf ausländische Empfänger. 370,5 Millionen Euro wurden in diesem Jahr bislang auf ausländische Konten überwiesen. Im August war wegen der stetig steigenden Zahlen eine hitzige Debatte entstanden - zum einen weil mehrere Oberbürgermeister Sozialbetrug mit der Meldung zum Teil gar nicht existierender Kinder vermutetem. Und zum zweiten, weil die Zahl der ausländischen Empfänger steigt.

Stärkt unabhängigen linken Journalismus...

Jeden Tag lesen rund 25.000 Menschen unsere Artikel im Internet, schon 2600 Digitalabonennt*innen und über 500 Online-Leser unterstützen uns regelmäßig finanziell. Das ist gut, aber da geht noch mehr! Damit wir weiterhin die Themen recherchieren können, die andere ignorieren und euch interessieren. Hier mitmachen!

Die Kindergeldzahlungen in das EU-Ausland legten im November ebenfalls zu. 281 809 Kinder in der übrigen EU, in der Türkei und im früheren Jugoslawien empfingen deutsches Kindergeld. Darunter waren aber auch 32 013 Kinder mit deutschem Pass - von Eltern, die dort arbeiten. Allerdings ist die Zahl der deutschen Empfänger im Ausland seit Jahren in etwa konstant, während die Zahlungen in das Ausland an dort lebende Kinder insgesamt eine steigende Tendenz aufweisen. Das hängt mit der Arbeitsmigration nach Deutschland zusammen, zum Beispiel von Pflegekräften oder Erntehelfern.

2017 lag die Gesamtzahl der Kindergeldempfänger im Ausland erst bei rund 250 000. »Es ist ein deutlicher Trend, dass die Summe der Kindergeldzahlungen, der Kindergeldberechtigten und der Kinder, für die es Kindergeld gibt, zunimmt«, sagte der Chef der zuständigen Familienkasse, Karsten Bunk, der Deutschen Presse-Agentur.

Das liege an der Arbeitsmigration vor allem aus der EU, an steigenden Geburtenzahlen in Teilen Deutschlands und daran, dass zunehmend mehr Flüchtlinge anerkannt würden, die immer erst dann Kindergeld bekommen, wenn sie eine Anerkennung haben, so Bunk.

Insgesamt sollen rund 5,2 Millionen Euro zusätzlich für die Betrugsbekämpfung ausgegeben werden. Bunk kündigte eine »Task Force« an: »In jeder der 14 regionalen Familienkassen stellen wir zwei Fachleute ein (...), um Betrugsmuster besser erkennen zu können.« Alle Verdachtsfälle würden an eine zentrale Sondereinheit gegeben. »Zuviel gezahltes Geld wird zurückgefordert.«

Es werde insgesamt gerade bei Neuankömmlingen aus Osteuropa noch genauer hingeschaut, gerade auch bei den vorgelegten Geburtsurkunden. »Nach allem, was wir wissen, betrifft das immer noch eine sehr kleine Gruppe«, betonte er. Bei den Überweisungen ins Ausland gebe es dagegen so gut wie keine Betrugshinweise.

»Die Fälle, bei denen Kindergeld ins Ausland überwiesen wird, sind in der Regel diejenigen, wo Menschen - ohne ihre Familien - nur zum Arbeiten nach Deutschland kommen. Diese üben normale, in der Regel sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse aus und kehren nach einer Zeit wieder zurück. Ihre Kinder bleiben aber unterdessen in der Heimat.« Österreich hat beschlossen, dass die Zahlungen in das Ausland »indexiert« werden, das heißt, sie werden deutlich reduziert und an die Lebenshaltungskosten zum Beispiel in Rumänien angepasst. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) will eine gemeinsame Lösung der EU-Partner und lehnt solche Alleingänge ab. Im November hatte sich auch das EU-Parlament gegen eine Indexierung des Kindergeldes ausgesprochen.

Eine rassistische Debatte - Duisburger Bürgermeister fordert Debatte übers Kindergeld - und spricht abfällig über südeuropäische Zuwanderer

Im kommenden Jahr werden die Kindergeldausgaben weiter steigen: Die Bundesregierung hat ein milliardenschweres Familienpaket auf den Weg gebracht - ab Juli steigt das Kindergeld um zehn Euro im Monat. Für das erste und zweite Kind gibt es dann 204 Euro, für das dritte 210 Euro und für jedes weitere Kind 235 Euro monatlich. dpa/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.