Schriftsteller und Friedensaktivist

Israelischer Staatspräsident Rivlin: Ein »literarischer Gigant« ist gestorben

  • Sara Lemel, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.

Tel Aviv. Israels wohl bekanntester Schriftsteller Amos Oz hat einen Großteil seines Lebens für einen Frieden mit den Palästinensern gekämpft - aber letztlich vergebens. Der weißhaarige Autor war eine Galionsfigur der Friedensbewegung in seinem Land. Im Alter von 79 Jahren ist der weltbekannte, vielfach ausgezeichnete Autor (»Eine Geschichte von Liebe und Finsternis«) gestorben. Der israelische Staatspräsident Reuven Rivlin äußerte am Freitag Trauer über seinen Tod und würdigte ihn als »literarischen Giganten«. Rivlin sagte: »Ruhe in Frieden, unser geliebter Amos.«

Die israelische Friedensbewegung war zuletzt nur noch ein Schatten ihrer selbst, während die Siedlerbewegung immer mehr Rückhalt in Regierung und Armee gewann. Oz hielt eine Friedensregelung aber trotz aller Rückschläge für unausweichlich und nur eine Frage der Zeit. »Die Palästinenser werden nirgendwohin gehen, und auch die Israelis bleiben hier«, sagte er. »Beide Seiten haben keine Wahl, sie müssen das Haus in zwei Wohnungen aufteilen - so wie es die Tschechen und die Slowaken getan haben. Wie lange das dauern wird, kann ich nicht sagen.« Er selbst wird es nun nicht mehr miterleben.

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Oz kam 1939 unter dem Namen Amos Klausner in Jerusalem als Sohn jüdischer Einwanderer aus der Ukraine zur Welt. In seiner hochgebildeten, rechts-zionistischen Familie wuchs er inmitten von Büchern auf. Seine Eltern waren aktiv in literarischen Kreisen der damaligen intellektuellen Elite Jerusalems, sein Onkel war der Gelehrte Josef Klausner, in dessen Haus Oz als Kind ein- und ausging. Als junger Mann kannte Oz auch den bedeutenden hebräischen Schriftsteller Samuel Josef Agnon, der 1966 als erster und bislang einziger Israeli den Literaturnobelpreis bekam. Mit dem israelischen Staatspräsidenten Reuven Rivlin ging er zur Schule.

Persönliche und nationale Traumatisierungen sind zentrale Themen im literarischen Werk von Oz, der als Zwölfjähriger den Selbstmord seiner Mutter miterlebte. Die schwere Erschütterung, die sein Leben zutiefst prägte, beschrieb er in seinem autobiografischen Roman »Eine Geschichte von Liebe und Finsternis«.

Drei Jahre nach dem Tod seiner Mutter zog er in den Kibbuz Chulda und änderte seinen Familiennamen von Klausner zu »Oz«, was auf Hebräisch Stärke bedeutet. Er habe damals rebelliert und mit der Namensänderung symbolisch seinen Vater umgebracht, schrieb Oz später, »um auf den Trümmern ein neues Leben aufzubauen«.

Auch seine ersten Erzählungen und das Buch »Unter Freunden« basierten auf seinen Erfahrungen mit dem Leben in der Kollektivsiedlung. Oz studierte an der Hebräischen Universität in Jerusalem Literatur und Philosophie. Seitdem hat er zahlreiche Romane und Erzählungen geschrieben und ist mit einer ganzen Reihe von Preisen ausgezeichnet worden, darunter dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels (1992), dem Siegfried Unseld-Preis (2010) und dem Franz-Kafka-Preis (2013). In Deutschland bekannte Werke von Oz sind etwa »Mein Michael«, »Der perfekte Frieden«, »Black Box«, »Ein anderer Ort« und »Eine Frau erkennen«.

Der verheiratete Vater von drei Kindern und mehrfache Großvater wurde immer wieder für den Literaturnobelpreis genannt, aber nie ausgezeichnet. In seinem Roman »Judas« (2015) beschäftigte sich Oz, der seine letzten Jahre in Tel Aviv verbrachte, mit dem Thema Verrat.

Er sei zwar Friedensaktivist, aber kein weltfremder Pazifist, hat Oz immer wieder betont. So unterstützte der Autor, der selbst in einer Panzereinheit im Sechstagekrieg 1967 und im Jom-Kippur-Krieg 1973 gekämpft hat, im Sommer 2014 auch die israelische Militäroffensive im Gazastreifen.

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