Fast alles wird immer besser, kaum jemand merkt es

Weniger Kriegstote, weniger extreme Armut: Daten zeigen in vielen Bereichen seit Jahren eine positive Entwicklung auf der ganzen Welt

  • Lesedauer: 2 Min.

Marburg. Die Welt ist besser, als wir meinen - man muss sich nur die Daten anschauen. »Es ist nicht alles gut. Aber insgesamt zeigen fast alle Daten: Uns ging es noch nie so gut wie heute«, sagt der Marburger Soziologe Martin Schröder in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst. Beispielsweise gebe es weltweit mittlerweile 80 Prozent weniger Kriegstote als noch Anfang der 1950er Jahre. Anfang der 1980er Jahre lebte jeder vierte Mensch in extremer Armut, heute nur noch einer von zehn. »Letztlich ist die Message: Guckt euch die Daten und Fakten an.«

Er habe in seinen Seminaren an der Marburger Universität viele kritische Studenten, berichtete der Wissenschaftler. In den Diskussionen komme oft zum Ausdruck: »Die Welt wird immer schlechter.« Auch er selbst habe das Gefühl gehabt, dass alles schlimmer werde. »Deshalb habe ich getan, was ich immer mache: nach den Zahlen geguckt.«

Stärkt unabhängigen linken Journalismus...

Jeden Tag lesen rund 25.000 Menschen unsere Artikel im Internet, schon 2600 Digitalabonennt*innen und über 500 Online-Leser unterstützen uns regelmäßig finanziell. Das ist gut, aber da geht noch mehr! Damit wir weiterhin die Themen recherchieren können, die andere ignorieren und euch interessieren. Hier mitmachen!

Dabei kam etwas heraus, was ihn überraschte: Egal ob Wohlstand, Gesundheit, Gewalt, Lebensqualität, Einwanderung, Umwelt - fast alles wird besser. 1970 seien in Deutschland jährlich fast 20.000 Menschen bei Verkehrsunfällen gestorben, 2017 nur noch 3.200. Rund 80 Prozent der Weltbevölkerung habe mittlerweile eine Schulbildung.

Die Lebenserwartung habe sich innerhalb von 200 Jahren verdoppelt, in vielen Regionen sogar verdreifacht. Lediglich beim Klimawandel, beim Artensterben und bei den Einkommenszugewinnen in entwickelten Ländern könne man keine positive Tendenz feststellen, sagte der Autor des Buches »Warum es uns noch nie so gutging und wir trotzdem ständig von Krisen reden«.

Dennoch sei die Einstellung »Alles geht den Bach runter« weit verbreitet. Die Medien spielten dabei keine gute Rolle. Allerdings säßen sie in einer Falle: Sie wüssten, dass Leute die Zeitung kaufen, wenn darin über einen Mord berichtet wird. Dadurch erlangten gerade in einer Welt, in der vieles besser wird, Ausnahmen von positiven Trends mehr Nachrichtenwert. »Die Lösung ist, über den Einzelfall hinaus auch die dahinterstehenden Trends zu beschreiben«, zum Beispiel: dass 2017 in Deutschland nur ein Mord pro 140.000 Einwohner geschah. »Dafür reicht ein Satz.«

Allerdings sei die Welt nicht automatisch besser geworden, wie Schröder betonte. »Sondern Menschen haben dafür gesorgt, dass das passierte.« Der offene Diskurs, der Widerstreit der Meinungen darüber, wer Recht hat und wie wir dahin kommen. »Das ist wichtig, um die Welt zu verbessern«, sagte er. epd/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -