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Kurswechsel noch ohne Erfolg
Ulrike Henning über ungelöste Personalprobleme in der Pflege
Es ist nicht allein Gesundheitsminister Jens Spahn, der mit vielen Millionen Euro von Versichertengeldern den schwerfälligen Dampfer »Pflege« auf neuen Kurs bringen will. Auch die Beschäftigten selbst haben im Kampf für bessere Arbeitsbedingungen schon deutliche Ansagen gemacht. Vor allem aus Krankenhäusern kommen immer häufiger Notsignale. Abteilungen werden bisher nur in Einzelfällen zeitweise verkleinert oder ganz geschlossen. Aber gerade das wäre im Interesse der Patientensicherheit: Lieber weniger Kranke aufnehmen, als mehr von ihnen schlecht versorgen oder gar blutig entlassen. Endlich mitziehen müssten die Bundesländer mit Entscheidungen zu Krankenhausinvestitionen. Die Finanznot der Kliniken ging lange auf Kosten der Pflege. Etliche Beschäftigte konnten dem Druck nicht standhalten und gaben ihren Beruf auf. Angesichts eines leergefegten Arbeitsmarktes wird das Heulen und Zähneklappern der Personalabteilungen lauter. Letzten Endes weiß man dort, dass die Schließung lukrativer Abteilungen drohen könnte. Vermutlich müssen bald auch Bundesländer in den sauren Apfel beißen und sich von zu kleinen Häusern verabschieden.
In gleicher Dringlichkeit sind Meldungen über gefährliche Zustände in Pflegeheimen oder bei ambulanten Diensten noch nicht zu vernehmen. Die Gefahr besteht jedoch, dass sich die beiden Bereiche, die Alten- und die Krankenpflege, gegenseitig kannibalisieren - und das sicher nicht zum Vorteil der Bedürftigen.
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