• Berlin
  • Salvador-Allende-Brücke

Gesperrte Brücke verstopft Straßen

Eine wichtige Köpenicker Spreequerung ist nicht mehr befahrbar. Mit spürbaren Folgen

  • Marion Bergermann
  • Lesedauer: 2 Min.

Mehr als 28.000 Autos überquerten bis vor Kurzem täglich die Salvador-Allende-Brücke. Jetzt hört man die Enten auf der Müggelspree quaken, wenn man auf der Brücke steht. Seit letzter Woche Donnerstagabend ist die Brücke aufgrund von Rissen für Autos gesperrt. Laut Senatsverwaltung für Umwelt und Verkehr hat sich das Bauwerk durch die Verkehrsbelastung zur Seite geneigt und es ist eine »irreversible Verdrehung« entstanden.

Bis Mitte 2021 soll die Brücke, eine wichtige Verbindung der beiden Spreeufer in Köpenick, erneuert werden. Fußgänger*innen und Radfahrer*innen können sie jedoch weiterhin benutzen. Am sonnigen Montagmorgen sind viele von ihnen zur jeweils anderen Flussseite unterwegs. Einer von ihnen ist Achim, der seinen Nachnamen nicht in der Zeitung lesen möchte, und nicht begeistert von der Sperrung ist. Der 75-Jährige überquert gerade die Brücke auf dem Weg nach Hause. »Die Müggelheimer Straße ist dicht, bis zum Krankenhaus«, berichtet er. Denn auf besagter Straße, die zur nächstgelegenen Langen Brücke führt, gibt es stellenweise ebenfalls Bauarbeiten. Außerdem müssten die Busse nun einen Bogen fahren, sagt Achim. Eine andere Anwohnerin berichtet, dass die Busse seit der Sperrung sehr viel später kämen. Die Linien X69, 169, 269 und N67 werden gerade umgeleitet.

Die Salvador-Allende-Brücke, benannt nach dem ehemaligen chilenischen Präsidenten, der Anfang der 1970er Jahre den Sozialismus in seinem Land einführen wollte, war bereits seit 2014 nicht mehr vollständig befahrbar. Eine Brückenhälfte wurde abgerissen, um seit 2017 einen neuen Teil zu bauen. Ein Bauarbeiter vor Ort erklärt, die beiden Brückenteile seien »nicht mehr reparierwürdig«. Eigentlich soll er keine Interviews geben, sagt er, bevor er auf die Baustelle deutet und zeigt, wo der abgerissene Brückenteil stand.

Links und rechts am Ufer entstehen die neuen Träger. Die westliche Hälfte soll Ende 2019 fertiggestellt und wieder für den Autoverkehr geöffnet werden. »Aufgrund der jetzigen Situation wird alles unternommen, um die Baumaßnahme zu beschleunigen und so eine frühere Verkehrsfreigabe zu erreichen«, teilte die Senatsverwaltung für Verkehr mit. Denn erst wenn dieser Teil fertig ist, kann mit dem Neubau des jetzt gesperrten östlichen Teils begonnen werden. 37 Millionen Euro sind für den Bau eingeplant. In der Salvador-Allende-Straße, die zur Brücke führt, bildet sich an der roten Ampel eine lange Schlange. Von dort aus ergießt sich der Verkehr in Richtung Köpenicker Altstadt. Deren Anwohner*innen werden sich erst einmal an die vielen Autos gewöhnen müssen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -