An den Unis wüten Rechtsextreme

Angriffe auf Linke an Hochschulen nahmen in den vergangenen Monaten deutlich zu

  • Emil Larson
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Wahlen zum Studierendenparlament (StuPa) der Humboldt-Universität (HU) sind in der Regel kein Anlass für erregte Gemüter. Die meisten Studierenden interessieren sich nicht dafür, da der Einfluss des Parlaments ohnehin begrenzt ist. An den Berliner Hochschulen konkurrieren vor allem linke Gruppen auf den Wahllisten miteinander. Rechtsextremisten sind bisher in den Universitätsparlamenten kaum in Erscheinung getreten. Doch das ändert sich.

Vor kurzem gründete sich die »Campus Alternative Berlin« als Hochschulgruppe der »Jungen Alternativen« (JA), der Jugendorganisation der AfD, an den Berliner Universitäten. Seitdem, so erzählen es linke Studierende, seien die Rechten aktiver geworden. Besonders im Fokus scheint die Hochschulgruppe »International Youth and Students for social equality« (IYSSE - Internationale Jugend und Studierende für soziale Gleichheit) zu stehen. Bereits mehrfach störten rechte Studierende Veranstaltungen dieser linken Gruppe. So auch vor einigen Wochen, als 25 Personen einen Vortrag über die sogenannte Neue Rechte und rechte Professoren durch lautstarke Zwischenrufe unterbrachen. Auf Fotos konnten die Störer*innen als Angehörige der JA und der sogenannten Identitären Bewegung (IB) identifiziert werden. Wenig später tauchte ein Video von der Veranstaltung im Internet auf.

Am vergangenen Mittwoch kam es dann zu einer noch größeren Konfrontation. Drei Unbekannte rissen Plakate der IYSSE von den Wänden und versuchten die Aktivist*innen daran zu hindern, Flyer zu verteilen. Die drei Angreifer*innen konnten nicht identifiziert werden. Für das IYSSE-Mitglied Helmut van Heiken, der die Situation miterlebt hat, ist dennoch klar: »Das war ein rechter Angriff.« Die Plakate anderer Listen seien den Angreifer*innen egal gewesen. Sven Wurm, Sprecher der Gruppe an der HU, wundert sich kaum über die zunehmenden rechten Aktivitäten an der Universität. Er vermutet: »Wir sind zum Ziel der Rechten geworden, weil wir uns seit fünf Jahren gegen rechte Professoren engagieren.« Auch für Juliane Ziegler vom Referent*innenrat der Humboldt-Universität, dem höchsten Gremium der Studierendenschaft, ist es keine Überraschung, dass gerade an ihrer Universität nun Rechte Präsenz zeigen. Dem »nd« sagte sie: »Statt dass die Universität gegen die Rechten vorgeht, verklagt sie auf Wunsch der AfD den RefRat. Diese Haltung forciert rechte Umtriebe an der Universität.«

Auf »nd«-Nachfrage wollte sich David Eckert, der Landesvorsitzende der Jungen Alternative in Berlin, nicht zu den Sachverhalten an den Universitäten äußern. Der Nachwuchs-Rechte verwies lediglich auf seine öffentlichen Postings auf einer Internetpräsenz des Jugendverbandes.

Neben der AfD und ihrem Anhang ist an den Universitäten auch die selbst ernannte Identitäre Bewegung unterwegs. Bereits mehrfach verklebten die Rechtsextremisten Sticker mit rechten Parolen. Ende vergangenen Jahres tauchten Flugblätter der rechtsterroristischen Vereinigung »Atomwaffen Division«, die zum Rassenkrieg aufruft und in den USA für mehrere Morde verantwortlich gemacht wird, im Grimm-Zentrum der Humboldt-Universität auf.

Die Übergänge zwischen den rechten Gruppierungen sind indes fließend. Mitglieder der Jungen Alternative treten manchmal in dieselben Burschenschaften ein, in denen auch Mitglieder der Identitären Bewegung vertreten sind. Ein Beispiel dafür ist in Berlin die Gothia. Ein älteres Foto des Frühlingsfestes der Jungen Alternative, das weiter im Internet kursiert, ist wohl im Garten des Verbindungshauses der Gothia aufgenommen worden. Neben Vertreter*innen der JA aus Berlin und Brandenburg war damals unter anderem der seinerzeitige Chef der Identitären Bewegung Berlin zu erkennen gewesen.

»Rechte gibt es überall, die Universität ist da keine Ausnahme«, sagte Thomas Schneider, Sprecher des Roten Cafés, einem linken Studierenden-Treff an der Freien Universität. Das Café ist seit einiger Zeit ebenfalls Ziel von Angriffen der Rechten. Im vergangenen Sommer beschmierten Unbekannte die ehemaligen Räumlichkeiten mit Hakenkreuzen (»nd« berichtete), Materialien wurden entwendet und Besucher des Cafés bedroht. »Wir lassen uns davon nicht einschüchtern«, sagt Schneider. »Wir bleiben gerne ein Ort, der den Rechten verhasst ist.«

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