Wie die schwäbische Hausfrau

Simon Poelchau meint, dass die Schwarze Null volkswirtschaftlich unsinnig ist

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 1 Min.

Die fetten Jahre seien nun vorbei, verlautbarte Bundesfinanzminister Olaf Scholz Anfang dieses Jahres. Was dies dem SPD-Mann zufolge für den Bundeshaushalt bedeutet, teilte er seinen Kabinettskollegen jetzt mit: Diesem fehlen wegen höherer Ausgaben und weniger Einnahmen aufgrund einer sich abkühlenden Konjunktur bis 2023 fast 25 Milliarden Euro.

Jetzt meint Scholz, dass er handeln müsse wie die sprichwörtliche schwäbische Hausfrau, die nie »über ihre Verhältnisse« lebt. Also sollen alle den Gürtel enger schnallen statt Schulden zu machen. Egal, dass es deswegen kein zusätzliches Geld gibt, um den Kindern in der Schule die Digitalisierung näher zu bringen. Hauptsache, die Schwarze Null steht!

Dabei sagt leider fast keiner mehr, dass die vor knapp zehn Jahren eingeführte Schuldenbremse volkswirtschaftlich unsinnig ist. Denn komplette Volkswirtschaften kann man nicht mit einzelnen Akteuren vergleichen; und Schulden machen ist nicht unbedingt schlecht - etwa wenn man damit investieren kann. Besonders gefährlich wird die Fixierung auf das Sparen gar, wenn es in der Wirtschaft nicht mehr so rund läuft. Kürzt der Staat dann bei den Ausgaben, wird die Konjunktur schnell vollends abgewürgt.

Schulden machen kommt dem Staat also in mageren Zeiten sogar günstiger als das Sparen. Also weg mit der Schwarzen Null!

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.