- Kommentare
- Unterhalt
Systemfehler beim Unterhalt
Stefan Otto kritisiert eine ungerechte und bürokratische Familienpolitik
Die 2017 beschlossene Ausweitung des Unterhaltsvorschusses für alleinerziehende Mütter und Väter war längst überfällig. Es glich nämlich zuvor einer willkürlichen Festlegung, diesen nur bis zum zwölften Lebensjahr zu zahlen und lediglich sechs Jahre lang zu gewähren. Dass nun immer mehr Kinder davon profitieren, wie eine Statistik der Bundesregierung zeigt, ist erfreulich.
Doch gibt es um diese Familienleistung oft ein unwürdiges Geschacher. Ein Unterhaltsvorschuss wird von den Jugendämtern ohnehin nur gezahlt, wenn ein Elternteil seiner Unterhaltspflicht nicht nachkommt. Die Leistung wird jedoch aufs Arbeitslosengeld II (ALG II) angerechnet, was bedeutet, dass genau jene Familien, die eine Unterstützung am dringendsten bräuchten, keinen Anspruch darauf haben.
Das ist ein Systemfehler, der zu erheblichen bürokratischen Auswüchsen führt. Der Unterhaltsvorschuss ist nämlich eine »vorrangige Leistung« und muss mit dem ALG II zusammen beantragt werden. Auch wenn die Antragstellenden davon gar nichts haben, weil Jobcenter und Jugendämter die Zahlungen wieder verrechnen.
Der Aufwand ist aber erheblich, was dazu führt, dass viele andere Familien monatelang auf die Bewilligung des Unterhaltsvorschusses warten müssen. Dabei ginge es einfacher - und gerechter.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.